Daudel schwenkt auf Konfrontationskurs
Kampfabstimmung bei der Jahreshauptversammlung scheint unausweichlich
VON UWE KLEINSCHMIDT
Bielefeld. Die See wird rauer, stürmisch sogar. Nach der Präsentation des Kritischen Arminen Dirk Obermann als Präsidentschafts-Kandidat für den angeschossenen Fußball-Bundesligisten Arminia Bielefeld hat sich nun der chronologisch erste Kandidat, Klaus Daudel, zu Wort gemeldet: "Die Kritischen Arminen zerstören viel. Auch durch ihr Aufbauschen im Internet behindern sie unsere Arbeit, etwa bei der Trainersuche." Den von den Kritischen Arminen seit Wochen betriebenen Bemühungen um einen Konsens erteilte Daudel eine klare Absage: "Ich betrachte sie als Opposition, nicht als Arminen. Für Gespräche mit ihnen stehe ich nicht zur Verfügung. Ich werde mich nicht mit ihnen treffen."
Sätze wie in Stein gemeißelt. Damit scheint ein irgendwie gearteter Kompromiss vor der Jahreshauptversammlung an diesem Montag unmöglich, eine Kampfabstimmung, die niemand haben will, unumgänglich. Lutz von Rosenberg Lipinsky, Sprecher der Kritischen Arminen, betonte: "Wir streben weiter eine große, kooperative Lösung an. So, wie wir das seit langem tun. Aber Herr Daudel ist für uns nicht zu erreichen. Seine erneute Abwesenheit in dieser Phase erschwert alles."
Daudel bestätigte dieser Zeitung gegenüber, derzeit "privat unterwegs" zu sein, am Samstag kurz nach Bielefeld zurückzukehren, um dann "bis Montag wieder verhindert" zu sein. Er hinterließ eine Botschaft an die Mitglieder Arminias: "Wenn die Mitglieder sich am Montag gegen uns entscheiden, müssen sie auch mit den Folgen leben." Daudel weiter: "Es gibt nur einen Weg für Arminia. Aber die anderen meinen, sie müssten den Neuaufbau stören."
Erneut auf die brisante Personalie Roland Kentsch angesprochen, erklärte Daudel: "Zu diesem Thema sage ich gar nichts." Führende ostwestfälische Wirtschaftsunternehmen wie Oetker, Gerry Weber oder Schüco hatten eine mögliche finanzielle Unterstützung nur unter der Voraussetzung in Aussicht gestellt, dass Kentsch nicht mehr Finanz-Geschäftsführer der Arminia Bielefeld KG aA sein wird.
Von Rosenberg Lipinsky: "Die Nominierung unserer Kandidaten hat wohl einige aufgeschreckt, insbesondere auch deren Seriosität. Unsere Geduld ist nach den Vermittlungsversuchen zwar quasi gleich Null. Trotzdem wollen wir es um Arminias willen weiter auf dem Königsweg versuchen." Seine Organisation sei "seit Wochen im Boot", werde allerdings immer nur "hingehalten". Daher sei die Nominierung von Dirk Obermann und seinem Team "Reaktion auf die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Gegenseite und keineswegs deren Ursache".
Klaus Daudel, aktuell Aufsichtsratsmitglied bei Arminia, hatte sich am 5. Juni bereit erklärt, gemeinsam mit den jetzigen Vorstandsmitgliedern Albrecht Lämmchen und Andreas Mamerow für den neuen Vorstand zu kandidieren, der durch Aufsichtsratsmitglied Norbert Leopoldseder und Schüco-Sprecher Thomas Lauritzen ergänzt werden soll. Präsident Hans-Herrmann Schwick kündigte vor zwei Wochen für den nächsten Montag ebenso seinen Rücktritt aus dem Präsidium an wie Schatzmeister Roland Kentsch. Damit sollte "die gewachsene Emotionalität von der Jahreshauptversammlung genommen werden", wie die Arminen in einer Pressemitteilung formulierten. Das hat bis heute nicht funktioniert.
Willmann will vermitteln
Die Kritischen Arminen stellten daraufhin eine eigene Mannschaft auf und benannten Dirk Obermann als Präsidenten-Kandidaten. Mit dabei ist auch das ehemalige Vorstandsmitglied Jochen Willmann, der sich am Freitagmorgen bei Radio Bielefeld mit der Entwicklung - die sich im Laufe des Tages noch verschärfen sollte - überhaupt nicht einverstanden erklärte: "Ich bin deshalb nicht glücklich, weil derzeit zwei Lager aufeinanderprallen. Für mich wäre nichts schlimmer, als wenn es am Montag zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Parteien kommt. Das wäre für den Verein nicht gut und das will auch die Wirtschaft nicht. Ich sehe meine Aufgabe darin, derzeit noch zu vermitteln und eine Situation zu erzielen, dass beide Lager aufeinander zugehen und das Gespräch suchen. Ich hoffe, wir können die wenige Zeit noch nutzen."
Einziger Konsens zwischen beiden Lagern und der Wirtschaft sind bisher Norbert Leopoldseder und Thomas Lauritzen. Beide haben offenbar allseitige Unterstützung.
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