Unlogische Familienpolitik

  • Jetzt auch mal von mir ein Nicht-Fußball-Thema... .


    Es hat mich heute wütend gemacht, was heute die meisten Gazetten allesamt voneinander abgeschrieben haben, nachdem es von irgendeinem Think-Tank in die weite Welt gepustet worden ist:


    Es geht um das Ehegatten-Splitting - und das man es doch möglichst abschaffen sollte. Es veranlasst Mütter angeblich dazu, sich in ihrer Mutterrolle bequem einzurichten und nicht arbeiten gehen zu wollen.


    Ich bin Familienvater, 3 Kinder, alleinverdienend. Meine Frau kümmert sich um die Kinder. Wie eigentlich alle Frauen, wenn ich mich in meinem Kiez so umschaue. Ein paar arbeiten, die meisten Mütter wollen das sogar. Aber die meisten finden auch nichts passendes. 400-Euro Jobs bei totaler Flexibilität? Kaum möglich für die Muttis von heute. Darüber hinaus bedeutet 'Mutti sein' ein Fultime-Job, erst recht bei 2 oder mehr Kindern.


    Wo leben wir eigentlich? Nachdem sich die soziale Kälte des Neoliberalismus breit gemacht hat, sollen wir nun auch unsere familiären Strukturen vor die Hunde gehen lassen? Ja, ich bin auch dafür, dass Frauen gute Jobs finden und Karriere machen. Meistens ist das aber dennoch die Rolle, die traditionell der Mann ausfüllt. Die Damen dind diejenigen, die die Kinder bekommen - und in der Regel auch groß ziehen.


    ich möchte, dass in der Politik bezüglich solcher Sachen nicht nur Feministinnen mitreden, sondern auch Frauen, die Kinder groß ziehen und sich die meiste Zeit darum kümmern. Und wenn ich mich so umschaue, ist genau DAS immer noch die wahre Realität. Warum sollten wir das ändern? Natürlich kann man Kinderbetreuung optimieren. Aber dann werden die Kleinen noch nicht Fahrradfahren und auch noch nicht Schwimmen können, wenn sie in die Schule kommen. Und musikalisch oder künstlerisch gefördert werden sie im Vorschulalter bei Standard-Bezahl-Betreuung dann wohl auch nicht.


    Dummerweise wird dieses Gedankenspiel insbesondere von den links positionierten Parteien betrieben. Dabei würde ich doch am liebsten links wählen. Weil ich eben GEGEN den Turbokapitalismus und die ganzen neoliberalen Auswüchse der letzten 25 Jahre bin. Aber wenn ich dort nur diese völlig unrealistische Familienpolitik antreffe, dann werde ich wohl schwarz wählen müssen. Dort diskutiert man wenigstens ein 'Familiensplitting'. Ich möchte, dass meine Frau sich weiter 'hauptberuflich' fürsorglich um unsere 3 Kinder kümmern kann. Die Kohle bring ich nach Hause. Wir leben ganz gut so. (Übrigens: Umgekehrt wäre es auch okay für mich. Wichtig ist, dass ein Elternteil viel für die Kinder da sein kann.)



    Das musste jetzt echt mal raus.... .

  • Einen Zeitungsartikel, der "unentgeldlich" statt "unentgeltlich" schreibt, kann ich schon per se nicht ernst nehmen, der Autor hat dann möglicherweise auch schon nicht verstanden, wie der Vorschlag eigentlich gemeint war. Zumal Presse und Medien dazu neigen, jedes Gedankenspiel eines Hinterbänklers oder einer Arbeitsgruppe als so gut wie beschlossenes Gesetz darzustellen, wenn man XY wählt...

    [align=center]Babyboom in Deutschland nach der Fußball-WM - kein Wunder!
    Franz Beckenbauer war ja mit dem Hubschrauber kreuz und quer in Deutschland unterwegs.

    Stefan Raab

    Einmal editiert, zuletzt von Thomy71 ()

  • Richtig, der Autor gibt sich alle unverhohlene Mühe, das Gedankenspiel zu diskreditieren.


    Liest man genauer hin wird man feststellen, dass die Splittingmöglichkeit nicht abgeschafft, sondern lediglich in der Höhe begrenzt ("gekappt") werden soll. Ein "Verschieben" des zu versteuernden Einkommens unter den Ehepartnern soll nur noch bis 15.000 Euro möglich sein. Damit ändert sich also nur für Familien mit einem Jahrenseinkommen über 30.000 Euro überhaupt etwas. Bei einem Einkommen von 105.000 Euro würden laut Kalkulation der Presse jährlich 3330 Euro mehr Steuern fällig, bei 45.000 Euro Einkommen 271 Euro.


    Betroffen wären also nicht einfache Malocherfamilien, sondern Angehörige der Oberschicht. Im Gegenteil, durch die Steuermehreinnahmen soll der Ausbau der Kinderbetreuung finanziert werden, die auch der Normalo-Familie zugute kommt.


    Das Ergebnis wäre eine Umverteilung von oben nach unten.

    Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen.

  • Zitat

    Original von abseitsfalle
    Warum sollten wir das ändern? Natürlich kann man Kinderbetreuung optimieren. Aber dann werden die Kleinen noch nicht Fahrradfahren und auch noch nicht Schwimmen können, wenn sie in die Schule kommen. Und musikalisch oder künstlerisch gefördert werden sie im Vorschulalter bei Standard-Bezahl-Betreuung dann wohl auch nicht.


    Naja, wenn man die Kinderbetreung nicht nur optimieren, sondern komplett 'renovieren' würde vielleicht schon. In den skandinavischen Ländern oder den ehemaligen Ostblock-Ländern ging das doch auch. Und mir kann keiner erzählen, dass die nicht schwimmen konnten, geschweige denn nicht gefödert wurden. Aber die Qualität ist eben eine andere und Qualität kostet Geld (bessere Ausbildung heißt mehr Geld für die Betreuer, mehr Betreuer = mehr Geld, usw.). Aber wenn ich dann heute höre, dass nächstes Jahr wieder Plätze für die Betreuung von Kleinkindern fehlen, dann frage ich mich wie sich was ändern soll.
    Das ist doch in der Schmalschpur-Ganztagsschule (offiziell 'Offene Ganztagsschule') nicht anders. Da sind überwiegend ungelernte 400 Euro-Kräfte angestellt, weil für mehr kein Geld da ist.
    Erziehung & Bildung kostet Geld, viel Geld. Solange der Staat das nicht kapiert, bleibt Frau zu Hause wenn es finanziell möglich ist.

    Frieden für Lampukistan!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!