"Bielefeld gibt es nicht" - von Matthias Franz

  • Auf Wunsch von "x-mas" stelle ich zu Weihnachten den Roman des mir nicht bekannten Amateurschriftstellers Matthias Franz aus Kiel hier ins Forum. Der Text tauchte seinerzeit im Arminia-Forum auf, als die Schalker uns zu erniedrigen versuchten. Das Ergebnis dieser beispiellosen Aktion ist bekannt – die Schalker verloren 1:2 gegen eine Stadt, die es nicht gibt. Wer von euch Interessenten keine Flatrate hat, sollte natürlich jetzt mit dieser Seite offline gehen oder sie auf seiner Festplatte speichern. Eine andere Möglichkeit wäre, die ca. 10 Postings (Forumbeiträge dürfen leider nicht länger als 12345 Zeichen sein) so wie ich in ein Word-Dokument zusammenzukopieren. Wie auch immer, eine Warnung möchte ich noch an euch loswerden:


    Lesen auf eigene Gefahr!



    "Bielefeld gibt es nicht" - von Matthias Franz


    "Bielefeld gibt es nicht."


    Es waren nicht die Worte selbst, die Thomas verdutzten, ja geradezu beunruhigten, es war die Gewißheit, mit der sein bester Freund Klaus diese Worte hervorgebracht hatte. Als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, daß diese Stadt in Ostwestfalen, am Rande des Teutoburger Waldes, nicht existierte.


    "Bielefeld gibt es nicht? Du spinnst ja! Natürlich gibt es Bielefeld!"


    Klaus hatte in den vergangenen Minuten eine seltsame Verwandlung durchgemacht. War er früher immer so selbstsicher gewesen und hatte ihn nie etwas aus der Ruhe bringen können, so hatte er sich nun innerhalb weniger Augenblicke in ein nervöses, zappeliges Nervenbündel verwandelt, hatte an seinen Fingern herumgespielt, war wie ein Tiger in seinem Käfig auf- und abgelaufen, ein unruhiger Geist, der sich vor irgendetwas zu fürchten schien und der sich gleichzeitig wie ein kleines Kind verhielt, das nicht mehr länger verbergen konnte, was es seiner Oma zu Weihnachten schenken würde. Auch mit seinen sonst so ruhigen und klaren Augen hatte eine seltsame Veränderung stattgefunden. Sie waren größer geworden, zuckten immerzu.


    "Komm mit", hatte er dann zu Thomas gesagt. "Ich muß dir etwas wichtiges sagen."
    "Wohin gehen wir?"
    "Wo SIE uns nicht hören können."
    "Wer sind SIE?"
    "Die Verschwörer. Komm jetzt."
    Er hatte ihn in den Keller des fünfstöckigen Mietshauses geführt, und selbst da hatte er sich noch nicht sicher gefühlt. "Die Wände haben Ohren", hatte er gesagt. "Die ganzen Rohre: Wasserrohre, Heizungsrohre... Was meinst du, wo die hinführen?"
    Er zeigte auf ein dichtes Rohrgestrüpp irgendwo in einer dunklen Ecke des Kellers, wo Spinnen ihre Netze gespannt hatten und hungrig auf Beute lauerten. "Hast du dich jemals gefragt, wo all diese Rohre hingehen?"
    "Zu den Stadtwerken. Ins Abwassersystem. Keine Ahnung."
    "Ja, zu den Stadtwerken, meinetwegen auch in eine Telekom-Funkzentrale. Aber dort sitzen SIE. SIE überwachen uns, beobachten jeden Tag, was wir tun, und beim kleinsten Anzeichen, daß wir nicht das kleine Rädchen sind, das sich in der großen Gesellschaftsmaschinerie dreht, sobald SIE merken, daß wir nicht mehr mitspielen, daß wir ihre Lügen nicht mehr glauben, kommen SIE, um uns zu holen. Und SIE werden uns einer Gehirnwäsche unterziehen, bis wir wieder glauben, was SIE sagen."
    Die letzten Worte hatte er im Flüsterton hervorgebracht, mehr schon ein sanftes Hauchen als ein Flüstern.
    "Du bist ja paranoid!" murmelte Thomas. "Was ist nur in dich gefahren? Wir leben in einer Demokratie."
    "So, glaubst du das? Woher wissen wir denn, daß die Wahlergebnisse nicht gefälscht sind? Daß SIE nicht kontrollieren, wer in den Bundestag kommt und wer nicht? SIE stecken alle unter einer Decke."
    "Aber wer sind SIE?" fragte Thomas, dem das Verhalten seines besten Freundes immer mehr ängstigte.
    Aus Klaus' Flüstern wurde eine Zischen. "SIE sind überall. Aber wenn du mit IHNEN redest, kannst du sie enttarnen. Sei bloß vorsichtig. Selbst deine engsten Vertrauten, deine Eltern, deine Schwester und deine Freundin könnten zu IHNEN gehören."
    "Du liest zuviel Ufo-Bücher", stellte Thomas fest.
    "Das hat mit Ufos nichts zu tun. Sie leben mitten unter uns. Traue niemandem – außer mir, denn ich weiß Bescheid."
    "Was weißt du?"
    "Still jetzt! Ich kenne einen Raum, wo wir ungestört reden können: Der Heizungskeller. Wenn die Heizung ihr Geräusch von sich gibt, können SIE uns nicht hören, wenn wir reden."


    Der Heizungskeller war nur ein enger Raum, dessen größter Teil von der Heizung eingenommen wurde, ein altmodisches, riesiges Monstrum aus Kesseln, Rohren und einer Steuerungseinheit. Die Heizung gab permanent Geräusche von sich. Es zischte, brodelte, gluckerte, heulte, stöhnte und quietschte – Geräusche, die Thomas früher beängstigt hatten – ganz besonders nachts, wenn er in seinem Bett gelegen hatte und die seltsamen Geräusche aus dem Keller bis in sein Zimmer vorgedrungen waren. Dann hatte er sich in seinem Bett verkrochen, die Bettdecke bis über den Kopf gezogen und gezittert. Der Schwarze Mann, so hatte ihm mal seine ältere Schwester erzählt, würde im Keller sein Unwesen treiben, und nachts könnte man ihn sogar hören. Er folterte kleine Jungen, die nicht rechtzeitig eingeschlafen waren – ein typisches Ammenmärchen. Längst hatte Thomas keine Angst mehr vor dem Schwarzen Mann, aber die beängstigenden, unheimlichen Geräusche waren geblieben, und nur selten hatte er sich in den Heizungskeller hineingetraut. Was hätte er auch darin verloren gehabt? Die Heizung war in diesem Raum der einzige Einrichtungsgegenstand, und nur eine matte Kellerleuchte verbreitete in diesem Kellerloch trübes Licht.


    Kaum waren sie im Raum angelangt, schloß Klaus die schwere Eisentür, die den Heizungsraum vom übrigen Keller trennte. Er kauerte sich neben der Heizung nieder und flüsterte ebenso geheimnisvoll wie überzeugt: "Bielefeld gibt es nicht."
    "Bielefeld gibt es nicht? Du spinnst ja. Natürlich gibt es Bielefeld!"
    "Und woher weißt du das?"
    "Es ist auf jeder Landkarte eingezeichnet."
    Klaus nickte. "Soso, auf jeder Landkarte eingezeichnet. Du glaubst wohl alles, was gedruckt ist. Aber Papier ist geduldig. Du kannst den größten Schwachsinn schreiben, und trotzdem glauben dir die Leute."
    "Du glaubst also, SIE haben dafür gesorgt, daß Bielefeld in jeder Landkarte eingetragen ist."
    "Genau. Sie sind sehr mächtig. Sie bezahlen Leute, daß sie mit BI-Autokennzeichen in der Gegend rumfahren. Dabei ist noch nie einer mit BI-Kennzeichen auch nur in der Nähe von Bielefeld gewesen."
    "So ein Blödsinn", warf Thomas ein. "Ich weiß genau, daß es Bielefeld gibt."
    "Und woher?"
    "Was ist mit Arminia Bielefeld?"
    "Arminia Bielefeld gibt es."
    "Und wo spielen die denn?"
    "In einem Stadion in der Region, die auf Karten als Bielefeld eingetragen ist. Das ist IHR Trick. Auf diese Art und Weise holen SIE sich Fußballfans fremder Vereine nach Bielefeld. Ist dir nicht merkwürdig vorgekommen, daß Arminia Bielefeld so schnell von der Regionalliga in die erste Liga aufgestiegen ist?"
    "Naja, die haben einige gute Leute gekauft..."
    "Und wo haben die auf einmal das Geld her?" unterbrach Klaus. "Ich sag dir was: Die Fans, die von auswärts herkommen, werden allesamt in ein Stadion gekarrt, das angeblich in Bielefeld ist. Und auf dem Weg dorthin haben die lauter Kulissen aufgebaut. So wie damals die Potjemkischen Dörfer. Nur Fassaden und nix dahinter. Und die Fans kommen nicht einmal auf die Idee, daß hinter den Fassaden nichts sein könnte. Warum auch? Die Idee ist so abwegig, und außerdem: Wer wegen Eintracht Frankfurt nach Bielefeld kommt, interessiert sich nicht die Bohne für die Stadt."
    "Du spinnst ja. Und was passiert mit den Leuten, die mal eben nach Bielefeld fahren?"
    "Mal ehrlich. Wer will schon nach Bielefeld fahren?"
    "Die Stadt angucken."
    "Was gibt es denn da zu sehen? Heidelberg und Karlsruhe haben Schlösser, Frankfurt den Römer, die Paulskirche und das Goethehaus, München die Liebfrauenkirche und das Oktoberfest, Berlin das Brandenburger Tor, den Alex und den Ku'damm, Stuttgart hat den Fernsehturm, Düsseldorf die Kö, Köln den Dom, Leipzig das Völkerschlachtsdenkmal und Dresden den Zwinger und die Oper, aber was fällt die bei Bielefeld ein?"
    "Nichts."
    "Siehst du? O.K., sie haben halt ein paar Sehenswürdigkeiten erfunden. Die Sparrenburg zum Beispiel. Aber die Sparrenburg sieht aus wie jede andere Burg. Das gleiche gilt für den Botanischen Garten. Botanische Gärten gibt es in jeder größeren Stadt. Alles Blödsinn."
    "Aber was ist mit denen, die in Bielefeld arbeiten und außerhalb wohnen, die Pendler, oder die, die in Bielefeld einkaufen oder abends in die Disco wollen? Wissen denn die Ostwestfalen, daß es Bielefeld nicht gibt?"
    "Die Leute, die vorgeben, in Bielefeld zu arbeiten, lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Die einen wissen, daß es Bielefeld nicht gibt, würden es aber niemals zugeben. Sie arbeiten im Bielefeld-Zentrum. Die anderen gehen jeden Tag ins Bielefeld-Zentrum, wo sie einer Gehirnwäsche unterzogen werden, die sie glauben läßt, sie wären wirklich in Bielefeld gewesen. Wer nicht eingeweiht ist, glaubt, daß es Bielefeld gibt. Nirgendwo ist die Anzahl der Bielefeld-Gläubigen so hoch wie in Ostwestfalen."
    "Und was passiert mit denen, die nach Bielefeld kommen? Was ist das Bielefeld-Zentrum?"
    "Das Bielefeld-Zentrum ist ein riesiger Gebäudekomplex, in dem SIE und IHRE Mitarbeiter tagtäglich daran arbeiten, daß die Illusion, Bielefeld gäbe es, aufrechterhalten wird. Man nimmt an, daß es in diesem Zentrum verschiedene Abteilungen gibt. Die wichtigste davon ist die Universität Bielefeld. Was dort genau passiert, wissen wir nicht, aber wir nehmen an, daß SIE dort ausgebildet werden. Also, sei bloß vorsichtig, wenn du jemandem begegnest, der behauptet, er würde in Bielefeld studieren oder hätte in Bielefeld studiert. Er gehört zu IHNEN! Ansonsten gibt es da noch andere Abteilungen. In einer werden Stadtpläne und Ansichtskarten von Bielefeld gedruckt. Ab und zu werden Ansichtskarten verschickt. Und schließlich die Gehirnwäsche. Die schnappen sich jeden, der nach Bielefeld kommt und unterziehen ihn einer Gehirnwäsche. Schon wenn sie die Stadt wieder verlassen, verblassen die Erinnerungen an das Bielefeld-Zentrum, und die eingepflanzten Erinnerungen, die den Leuten vorgaukeln, sie wären in Bielefeld gewesen, werden aktiv. Nur unter Hypnose kann herausgefunden werden, was in Bielefeld wirklich passiert, denn die Leute behalten sich das im Unterbewußtsein, und das ist die Gefahr: Wenn dir einer begegnet, der behauptet, er wäre in Bielefeld gewesen, dann schau ihn dir genau an. Du wirst bald feststellen, daß er einen ungewöhnlich starren Blick hat und daß er sich auch sonst ganz merkwürdig verhält. Leute, die in Bielefeld waren, sind nicht mehr dieselben, wenn sie zurückkommen. Aber sei vorsichtig. Sie könnten auch zu IHNEN gehören."
    "Aber was wollen SIE denn? Warum wollen die, daß alle Leute glauben, daß es Bielefeld gibt, wenn es Bielefeld nicht gibt? Warum sollten die so viel Aufwand betreiben, um eine Stadt zu erfinden?"
    "SIE wollen etwas verbergen. Ganz sicher. Und das ist IHNEN sehr wichtig. Wenn es Bielefeld nicht gibt, muß es stattdessen etwas anderes geben. Das Bielefeld-Zentrum allein reicht auch noch nicht aus, um das fehlende Gebiet zu füllen. Es muß da noch etwas anderes geben, und SIE wollen nicht, daß wir es erfahren. Ich glaube, wenn wir es erfahren, werden wir an die Wahrheit kommen, und dann wird IHRE Macht beendet sein. SIE kontrollieren alles: Die Politik, die Wirtschaft und die Massenmedien. SIE haben Führungspositionen besetzt. Gerhard Schröder zum Beispiel gibt vor, in Bielefeld zur Schule gegangen zu sein. Sie haben ihn dort natürlich ausgebildet und ihn schon früh auf sein jetziges Amt vorbereitet. Daß Schröder 1998 Bundeskanzler wurde, war von langer Hand vorbereitet – von denselben, die auch entschieden hatten, daß Kohl eine so lange Amtszeit hatte. Glaub ja nicht, die Leute hätten Schröder gewählt! Schröder war einfach fällig, an die Macht zu kommen. Das war alles!"
    Thomas stand auf. "Ich glaube dir kein Wort. Entweder du willst mich jetzt verarschen, oder du bist total paranoid."
    Klaus hielt ihn fest. "Nein, bitte, hör mir zu. Es ist wichtig. Je mehr unbescholtene Bürger davon wissen, desto weniger Chancen haben sie. Wir werden immer mehr, und eines Tages werden SIE merken, daß sich die Bielefeld-Lüge nicht mehr aufrechterhalten kann."

  • "Du bist verrückt!" Er wandte sich zum Gehen, doch Klaus hielt ihn weiter fest. Seine Augen waren weit aufgerissen wie die eines Geisteskranken.
    "Nein, Thomas, hör mir zu. Ich konnte es zuerst auch nicht glauben, aber es gibt Beweise!"
    "Beweise?"
    "Ja, zuerst gab es nur Indizien. Zum Beispiel daß Bielefeld von allen Großstädten die unwichtigste und farbloseste ist. Ich habe zu Hause einen Aral-Autoatlas aus den Siebzigern. Das ist so eine Art Touristik-Atlas für die damalige ganze Bundesrepublik. Es gibt darin auch einen Städteteil. Da sind alle touristisch interessanten größeren Städte und vor allem Großstädte mit Stadtplan und Fotos verzeichnet. Da kannst du lesen, welche Sehenswürdigkeiten es in welcher Großstadt gibt, welche Theater, Museen und welche Hotels damals zu empfehlen waren. Jetzt rate mal, welche Stadt die einzige ist, zu der es in diesem Buch kein einziges Foto gibt!"
    "Natürlich Bielefeld."
    "Und? Klingelts?"
    "Du spinnst!" Er riß sich von Klaus los und ging auf die Eisentür zu, doch Klaus kam ihm zuvor und versperrte ihn den Weg.
    "Schau dir mal genau auf der Karte an, wo Bielefeld liegt", fuhr Klaus fort. "Normalerweise liegen Großstädte immer an großen Flüssen. Heidelberg und Stuttgart liegen am Neckar, Mannheim und Ludwigshafen am Rhein, Köln und Düsseldorf auch am Rhein, Frankfurt, Offenbach und Würzburg am Main, München an der Isar, Augsburg am Lech, Ulm und Regensburg an der Donau, Bremen und Bremerhaven an der Weser, Hamburg, Magdeburg und Dresden an der Elbe, Hannover an der Leine, Berlin an der Spree, aber bei Bielefeld ist noch nicht einmal ein Fluß in der Nähe! Die Weser ist ein ganzes Stück weit weg!"
    "Na und? Darmstadt liegt auch nicht an einem Fluß."
    "Dann guck dir doch mal an, wo Bielefeld liegt! Mitten im Teutoburger Wald! Bielefeld geht quasi vom Nordrand bis zum Südrand des Teutoburger Waldes. Da eine Großstadt hinzubauen ist vollkommener Schwachsinn. Und noch was. Du bist doch Historiker: Was war Bielefeld früher?"
    "Bielefeld? Hmmm!"
    "Eben. Alle Städte in Deutschland, die heute irgendwie wichtig sind, waren früher auch schon wichtig – mit Ausnahme der Industriestädte. Aber diese Städte waren alles entweder Residenzstädte oder Freie Reichsstädte. Und Großstädte, die keines von beidem waren, wurden durch die Industrie groß wie Wolfsburg durch VW oder Ludwigshafen durch die BASF – oder die ganzen Städte im Ruhrgebiet durch Kohle und Stahl! Und was ist in Bielefeld? Nichts. Bielefeld ist eine historisch uninteressante Stadt, und Industrie gibt es dort auch nicht. Nur Dr. Oetker gibt vor, seinen Firmensitz in Bielefeld zu haben. Also sei vorsichtig. Iß ja nie etwas von Dr. Oetker! Wer weiß, was da drin ist!"
    "Du spinnst!"
    "Wann hast du das letzte Mal was von Dr. Oetker gegessen?"
    "Laß mich endlich durch! Ich will davon nichts mehr hören!"
    "Dir fallen bloß keine Argumente mehr ein. Es ist bewiesene Sache: Bielefeld gibt es nicht!"
    "Wie willst du das denn beweisen? Alle, die nach Bielefeld fahren, kriegen falsche Erinnerungen eingepflanzt. Behauptest du jedenfalls. Wenn der Bluff so gut funktioniert, wieso gibt es dann Beweise für das Gegenteil?"
    "Undichte Stellen gibt es immer", entgegnete Klaus. "Im Jahre 1993 beschloß einer von IHNEN den Ausstieg. Da er sich aber nicht öffentlich dazu bekennen konnte, daß er wußte, daß es Bielefeld nicht gibt, spielte er einem Münchner Esoterik-Zirkel Geheimmaterial zu, darunter auch eine Aufnahme der britischen Luftaufklärung aus dem Zweiten Weltkrieg. Dort, wo eigentlich Bielefeld liegen müßte, zeigt diese Luftaufnahme nur Wald. Eine Karte, ebenfalls aus dem Zweiten Weltkrieg, zeigt den Teutoburger Wald und die Region Ostwestfalen-Lippe - ohne Bielefeld."
    "Das ist ja verrückt!"
    "Eben. Durch die Nutzung des Internets konnte die Wahrheit unter einer großen Gruppe von Menschen verbreitet werden. Ein Eingeweihter aus Kiel hat den berühmten Text über die Bielefeld-Verschwörung geschrieben, den nun alle zitieren. Die Leute halten das alles für einen Spaß und machen sich darüber lustig. Aber besser so, als wenn sich niemand dafür interessieren würde, so wie sich niemand für Bielefeld interessiert. Aber die Leute sind aufmerksam geworden. Ständig gibt es neue Hinweise. IHRE Tarnung fliegt langsam auf. Nur der letzte, endgültige Beweis fehlt noch, und wenn wir den haben, gehen wir an die Öffentlichkeit. Dann ist IHR Spiel aus!"
    "Aber wie willst du an die Öffentlichkeit gehen, wenn sie doch die Massenmedien kontrollieren?"
    "Ein Massenmedium wird nicht von ihnen kontrolliert, und das ist das Internet. Außerdem gibt es in ganz Deutschland freie Radios, wo du quasi senden kannst, was du willst. Offene TV-Kanäle. Immer mehr Medien fallen in die Hände des kleinen Mannes, und der kleine Mann weiß sich zu wehren. O ja."
    "Bitte, hör auf mich so zu verarschen!"
    "Das ist keine Verarschung! Das ist mein bitterster Ernst!"
    "Wenn ich dir jetzt sage, ich glaube dir, daß es Bielefeld nicht gibt: Bist du dann zufrieden?"
    Klaus nickte. "Dann bin ich zufrieden."



    Thomas vergaß den Vorfall so schnell nicht, aber er beschäftigte sich auch nicht Tag und Nacht damit. Für ihn war das einfach nur so ein Kuriosum, das er besser für sich behielt. Kein Wort zu seinen Eltern und zu seiner Schwester – noch nicht einmal zu seiner Freundin Katja. Er sah Klaus in der nächsten Zeit nicht mehr. Er hatte auch zuviel mit anderen Dingen zu tun. Eine Hausarbeit hier, ein Praktikum da, das alles ließ ihm kaum Zeit. An das Gespräch mit Klaus im Heizungskeller des Hauses, in dem er mit seinen Eltern wohnte, erinnerte er sich erst wieder, als sich ein höchst seltsamer Zwischenfall ereignete.


    Es war im Lesesaal der Universitätsbibliothek, wo der große Kopierer stand. Geschäftig gingen die Studenten zwischen den Regalen auf und ab, an den großen Tischen saßen einige und machten sich fleißig und sorgfältig Notizen auf ihre Notizblöcke und Karteikarten. Besonders viel Andrang herrschte am Kopierer, der blitzend surrte, während eine Studentin offenbar dabei war, sich ein ganzes Buch zu kopieren und sich an der Schlange, die sich in der Zwischenzeit am Kopierer gebildet hatte, nicht im Geringsten zu stören schien.
    Vor Thomas in der Schlange stand ein Student, der offenbar schon älter war als er. So genau konnte er das nicht erkennen. Er war größer und breiter gebaut als Thomas, hatte dunkles Haar und einen Dreitagebart. Im Gesicht trug er eine Brille mit dünnem Rahmen, so daß man sie fast nicht sehen konnte. Doch das fiel Thomas nicht auf. Vielmehr bemerkte er einen starren, seltsamen Blick – und nicht nur das: Dieser Typ schien ein kompletter Trottel zu sein. In Gedanken versunken blickte er einfach ins Leere. Thomas kam dieser Student etwas seltsam vor, und er fing ihn schon an zu ängstigen. Die Gesichtszüge des Fremden strahlten eine totale Gleichgültigkeit aus. Wenn Thomas es nicht besser wüßte, würde er sagen, dieser Fremde hatte sich wohl bekifft. Aber bekifft sah er nicht gerade aus. In seiner Hand hielt er ein Buch. Medientheorien hieß es. Die Tatsache, daß die Studentin nun eine neue Kopierkarte in das Gerät einschob, nachdem sie die erste mit hundert Kopien bereits völlig aufgebraucht hatte und daß sie keine Anstalten machte, mit dem Kopieren aufzuhören – im Gegenteil: Sie hatte noch drei weitere Bücher bei sich -, nahm er – im Gegensatz zu den anderen Wartenden in der Schlange – mit stoischer Gelassenheit hin.
    "Bielefeld!" schoß es Thomas plötzlich durch den Kopf. Er wußte nicht warum, denn was sein Freund ihm gesagt hatte, hatte er schon längst als Spinnerei abgetan. "Bielefeld! Er war in Bielefeld!" Jetzt sprach er Thomas auch schon an: "Die Warterei geht mir langsam auf den Sack!" murmelte er, aber er wirkte in keinster Weise sauer. Es war fast so, als ginge ihm das alles am Arsch vorbei.
    "Du hast recht", entgegnete Thomas. "Manche Leute besitzen halt keinen Anstand. Frauen!"
    "Kannst du laut sagen", entgegnete der Fremde. "Ich war am Wochenende bei meiner Freundin in Bielefeld. Die hat wieder mal nur Streß gemacht."
    "Du hast eine Freundin in Bielefeld?" fragte Thomas. "So weit weg?"
    Der Fremde nickte. "Ja, ich habe sie im Chat kennengelernt. Habe mich dann in sie verliebt. Ich bin jedes Wochenende bei ihr."
    "Und war sie auch schon mal bei dir?"
    Der Fremde sah Thomas verdutzt an. Dann war es Thomas, als blickte er durch ihn hindurch auf einen Punkt an der Wand hinter ihm -–so als würde Thomas gar nicht mehr existieren. Er glaubte schon, das Gespräch wäre zu Ende, als der Fremde sagte: "Nein, wieso sollte sie mich besuchen? Ihre Wohnung ist schön. Im Stadtzentrum gelegen, trotzdem viel Grün..."
    "Hast du sie schon jemals außerhalb von Bielefeld gesehen?"
    "Nein, wie kommst du darauf?"
    "Nur so."
    Nein, das war alles zu seltsam. Entweder hatte dieser Typ wirklich eine Freundin in Bielefeld – und dann war noch die Frage offen, warum er sich denn so seltsam verhielt – oder SIE wollten, daß er jedes Wochenende ins Bielefeld-Zentrum kam. Aber warum nur? Was hatten SIE für ein Interesse daran? Hatten SIE ihn über das Internet nach Bielefeld gelockt und gaukelten ihm nun eine Long-Distance-Beziehung mit einer Frau vor, die es in Wirklichkeit gar nicht gab? Waren SIE wirklich schon so dreist geworden? Und welchen Zweck verfolgten sie damit? Nein, das war alles zu konfus. Er wollte mit dieser Sache nichts mehr zu tun haben. Wahrscheinlich war alles bestens, und dieser Typ hatte tatsächlich eine Freundin in einer real existierenden Stadt mit Namen Bielefeld. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht... Ach, es war zum Mäusemelken!



    Fünf Tage später rief Klaus bei Thomas an.
    "Sag mal, du hast ja schon lange nichts mehr von dir hören lassen!" sagte er statt einer Begrüßung, aber in seiner Stimme lag Angst.
    "Was ist denn?"
    "Ich glaube, SIE haben mich gefunden. SIE werden bald kommen. SIE kommen, um mich zu holen."
    "Was redest du denn für einen Stuß?"
    "Weißt du noch, was ich dir über Bielefeld erzählt habe?"
    "Jaja."
    "Es gibt nur wenige, die wissen, daß es Bielefeld nicht gibt – einige von ihnen sollen das aber nicht wissen, und die leben gefährlich."
    "Was meinst du damit?"
    "Du glaubst immer noch, wir leben in einer Demokratie, aber das stimmt nicht. Die westlichen Demokratien sind die raffiniertesten Diktaturen, die man sich nur vorstellen kann. Weil jeder glaubt, daß es eine Demokratie ist. Weil jeder glaubt, daß er von denjenigen beherrscht wird, die er selbst gewählt hat. Dabei hat man doch nur die Wahl zwischen Parteien, und diese Parteien sind nichts anderes als Gruppen, die von IHNEN geleitet werden. Wer nicht zu IHNEN gehört, der hat auch erst gar keine Chance, Karriere zu machen. Und es kann jeder machen, was er will! Das ist Demokratie. Sofern du dich brav als Rädchen in IHREM großen Getriebe bewegst, passiert dir auch nichts! Aber wehe, du brichst aus. Glaub ja nicht, daß es hier keine Hinrichtungen gibt! Es gibt welche, aber die werden als Unfälle getarnt. Das macht unseren Staat totalitärer, als es die DDR jemals gewesen war. SIE haben einen Plan. Ich weiß zwar nicht welchen, aber alles, was im Moment passiert, war von IHNEN geplant. Und wer dazwischen pfuscht, hat Pech gehabt! Ich habe dir doch von diesem Aussteiger erzählt. Du weißt, der diesen Münchner Esoterik-Zirkel über die Verschwörung informiert hatte. Naja, er hatte einen schweren Verkehrsunfall mit einem Lastwagen, und jetzt rate mal, was der für ein Nummernschild hatte: BI. Der kam angeblich aus Bielefeld! Die schrecken wirklich vor nichts zurück! So was dreistes! So als hätten SIE sich noch darüber lustig gemacht. Jedenfalls konnte dem Lastwagenfahrer keine Schuld nachgewiesen werden. Dann der Münchner Esoterikzirkel: Nicht alle starben eines natürlichen Todes. Einige leben noch, aber erstaunlich viele sind doch Unfällen zum Opfer gefallen – und zwar immer so, daß Eingeweihte den Bezug zu Bielefeld erkennen konnten. Andere haben behauptet, sie würden nach Bielefeld fahren, und dann sind sie einfach spurlos verschwunden. Thomas, ich habe Angst."
    "Ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll", stammelte Thomas.

  • "Hör zu", entgegnete Klaus. "Es gibt in Neustadt an der Weinstraße ein Antiquariat. Es nennt sich Alt und Neu. Es befindet sich in der Altstadt. In der Metzgergasse – das ist eine der Gassen, die vom Marktplatz wegführen. Verstehst du?"
    "Alt und Neu. In der Metzgergasse. Ja."
    "Du stellst dich dem Inhaber vor. Er weiß, daß du kommen wirst. Sei bitte morgen um 10.00 Uhr dort. Dann macht der Laden auf, und dann wirst du weiter sehen."
    "Was wird dort geschehen?"
    "Das wirst du sehen. Ich werde jetzt erst einmal untertauchen."
    "Untertauchen? Wie? Und wo?"
    "Das sage ich dir nicht am Telefon. Ich habe dir schon zu viel gesagt. SIE könnten mithören! Machs gut!"
    Thomas wollte noch etwas sagen, aber Klaus hatte längst aufgelegt. Als er am nächsten Morgen im Zug nach Neustadt an der Weinstraße saß, überkam ihn ein mulmiges Gefühl. In Ludwigshafen stieg ihm gegenüber eine ältere Frau ein, setzte sich ihm gegenüber hin. Mißtrauisch beobachtete er sie. Sie mochte wohl um die vierzig sein. Unter ihren braunen Locken zeigten sich schon die ersten grauen Haare. Ihr Gesicht wirkte erfahren, hatte aber kaum Falten. Sie trug einen langen Rock und eine geblümte Bluse. Beides ließ sie älter aussehen, als sie wahrscheinlich war. Sie öffnete die Tasche und entnahm ihr einen Schundroman. Einen Arztroman. Doch als Thomas den Titel sah, wurde er noch nervöser. Der Roman hieß Der Arzt von Bielefeld. Hatte sich denn jetzt schon die ganze Welt gegen ihn verschworen? Mußte er immer wieder an diese Stadt erinnert werden?
    Die ältere Dame wirkte langsam unheimlich. Seelenruhig, als hätte sie alles um sie herum vergessen, las sie im Roman. Ihre Augen wanderten von links nach rechts, dann wieder nach links und wieder von links nach rechts. Sie blätterte um und warf dabei einen kurzen Blick auf Thomas.
    Jetzt verstand Thomas, was Klaus gesagt hatte. Tatsächlich. SIE waren überall. SIE kontrollierten ihn, was auch immer er tat. SIE beobachteten ihn. SIE durften bloß nicht wissen, daß er wußte, daß es Bielefeld nicht gab. Oder WUSSTE er es überhaupt? VERMUTETE er es nicht nur? Trotzdem: Die Alte wirkte auf ihn immer unheimlicher. Er bekam eine Gänsehaut. Jetzt bloß nicht aufstehen und sich woanders hinsetzen. Das wäre nicht nur unhöflich, es würde auch ihre Aufmerksamkeit auf ihn lenken, und wenn sie tatsächlich eine von IHNEN war... Mißtrauisch beäugte er, wagte sich aber doch nicht, ihr in die Augen zu sehen. Nervös spielte er an seinen Fingern. An jeder Station hoffte er, sie würde aussteigen. Aber sie stieg nicht aus. Nicht in Mundenheim, nicht in Rheingönnheim und auch nicht in Limburgerhof. Ab Schifferstadt wurde es Thomas noch mulmiger. Nein, er konnte es einfach nicht länger ertragen. Was wäre, wenn sie auch in Neustadt an der Weinstraße ausstieg? Ihn verfolgte? Er wollte gar nicht daran denken!
    In Böhl-Iggelheim stieg sie auch noch nicht aus. Unverändert sah sie auf ihrem Platz, in ihre Lektüre vertieft, ihre Augen schweiften keinen Moment davon ab, nur ab und zu sah sie aus dem Fenster, besonders wenn der Zug wieder in einen Bahnhof einfuhr. Jetzt nur noch Haßloch, und dann war es soweit. Dann würde sich schon zeigen, ob sie in Neustadt ausstieg oder ob sie in Richtung Kaiserslautern weiterfuhr. In Haßloch jedenfalls stieg sie nicht aus. Thomas sah aus dem Fenster. Aus der Ferne konnte er schon die Berge der Hardt und das Hambacher Schloß erkennen. Bis Neustadt war es jetzt nicht mehr weit. Die Frau gegenüber von ihm legte jetzt den Arzt von Bielefeld beiseite und sah aus dem Fenster. Sie packte ihr Buch ein. Thomas überlief es gleichzeitig heiß und kalt. Gehörte sie zu IHNEN? Quatsch, das war alles bloß Zufall! Der Roman war bestimmt von einem Autor geschrieben worden, der noch nie in Bielefeld gewesen war. Noch einmal hielt die Bahn in einem Neustädter Vorort. Auf dem Pausenhof der Schule, die nicht weit von der Haltestelle entfernt waren, spielten Kinder und wähnten sich sicher in einer Welt, die SIE ihnen vorgaukelten. Dort, die Schulen, das waren IHRE Brutstätten. Dort brachten SIE den Kindern schon bei, daß sie in einer Demokratie lebten, daß jeder in Freiheit lebte, daß...
    Er schielte wieder zu der Frau, die ihm gegenüber saß. Beäugte sie mißtrauisch. Trifft man sich nicht in dieser Welt, so trifft man sich in Bielefeld, schoß es ihm plötzlich durch den Kopf. Irgendwo hatte er diesen Spruch aufgeschnappt – er wußte nur nicht mehr wo genau. Aber es paßte haargenau. Wenn das stimmte, was er vermutete, was er anfangs nie und nimmer hatte glauben können, dann war Bielefeld wirklich nicht von dieser Welt. Über den Reim mußte er grinsen. Allein der Name Bielefeld war schon Hinweis genug, daß sich irgendjemand mal diesen Namen ausgedacht hatte. Er klang einfach nicht echt – vielmehr wie ein Name aus einer erfundenen Geschichte, geschrieben von einem kopfkranken Schriftsteller.
    Der Zug fuhr in den Neustädter Hauptbahnhof ein. Die Frau stand auf. Sie wollte auch nach Neustadt. Langsam wurde es Thomas unheimlich. In was hatte Klaus ihn nur hineingeritten? Am liebsten hätte er jetzt alles hingeschmissen, wäre nach Hause gefahren und hätte alles vergessen. Warum nur nahm er das alles auf sich? Er war noch nie in Bielefeld gewesen, und er wäre wahrscheinlich auch nie nach Bielefeld gekommen. Warum auch? Was hätte er dort verloren, selbst wenn es diese Stadt gäbe? Er hatte nie nur einen Gedanken an diese Stadt verschwendet. Sie war für ihn nur eine Fläche auf der Landkarte gewesen, mitten im Teutoburger Wald. Ob es Bielefeld gab oder nicht, konnte ihm eigentlich egal sein.
    Aber sein Freund war ihm nicht egal. Klaus hatte gesagt, SIE wären ihm schon auf den Fersen, sie würden ihn verfolgen. Er hatte ihm von merkwürdigen Unfällen erzählt – der Autounfall mit einem Lastwagen mit Bielefelder Kennzeichen – so etwas konnte doch kein Zufall sein!
    Unsicher setzte er einen Fuß auf den Bahnsteig, als er ausstieg. Er folgte den vereinzelten Menschen, die aus dem Zug ausstiegen, in die Unterführung, durcheilte das Bahnhofsgebäude. Ein vorsichtiger Blick nach hinten verriet ihm, daß die Frau aus dem Zug immer noch hinter ihm war. Er eilte hinaus auf den Bahnhofsvorplatz, wo einige Busse bereits auf Fahrgäste warteten. Ab hier kannte er sich nicht mehr aus. Ab hier mußte er den Weg suchen, er war ein Fremder in einer fremden Stadt. Links erhob sich ein großes, repräsentatives Gebäude im Stil der Jahrhundertwende. Es erinnerte ihn ein wenig an ein Kurhaus in einer alten Kurstadt, die ihre Blütezeit in der wilhelminischen Ära hatte. Davor ein größerer Platz mit etwas Botanik und einem Springbrunnen. Ganz hübsch anzusehen, doch für die Sehenswürdigkeiten von Neustadt an der Weinstraße hatte Thomas jetzt kein Auge. Er mußte den Marktplatz finden und dann die Metzgergasse. Von der Innenstadt trennte ihn jetzt eine Hauptstraße, vermutlich eine Bundesstraße. Eine Ampelanlage sollte den Fußgängerüberweg sichern. Sollte. Aber für auf rot und grün zu achten hatte er jetzt keine Zeit. Die Frau aus dem Zug verfolgte ihn zwar nicht rennend, aber doch schnellen Schrittes – stets darum bemüht, unauffällig zu wirken. Aber unauffällig war sie ganz und gar nicht. Die Verkehrsampel für die Autofahrer schaltete just in diesem Moment von grün auf gelb um, als Thomas die Straße rennend überquerte – leider etwas zu früh, denn ein Auto, dessen Fahrer es wahrscheinlich eilig hatte und möglichst schnell noch über die Kreuzung wollte, bevor die Ampel auf rot umschaltete, fuhr noch über die Kreuzung und hätte Thomas beinahe erwischt. Bremsen quietschten. Thomas sprang geistesgegenwärtig zur Seite. Doch der Autofahrer gab nochmal Gas und verschwand von der Kreuzung. Als Thomas den sicheren Gehweg erreicht hatte, blickte er dem Kamikazefahrer nach. Anstatt des gewohnten NW hatte er ein BI auf dem Nummernschild. Bielefeld. Schon wieder. SIE sind überall, hörte er Klaus in seinem Kopf sagen.


    Nach diesem Schock hatte Thomas die Frau aus dem Zug völlig vergessen. Erst nachdem der Schock überwunden war – und das dauerte seine drei Minuten – blickte er sich nach ihr um, konnte sie aber nirgends ausmachen. Sie war verschwunden. Umso besser. Aber vielleicht hatten SIE ihm schon einen anderen, unauffälligeren Spitzel an den Hals gejagt.
    Thomas schlenderte durch die Fußgängerzone. Wenn er zum Marktplatz wollte, war dieser Weg gewiß nicht der falscheste. Aber das Schlendern war nicht mit einem gemütlichen Einkaufsbummel zu vergleichen, den er manchmal in Mannheim auf den Planken machte – aber nicht, um einkaufen zu gehen, sondern um sich die hübschen Mädchen anzusehen, die von Shop zu Shop gingen und vor allem im Sommer gerne körperbetonte Kleidung trugen. Deshalb ging er auch gerne alleine shoppen. Er haßte es, wenn seine Freundin dabei war und an ihm herummäkelte, daß er schon wieder einem hübschen, jungen Ding nachgesehen hatte. Aber das gehört jetzt nicht hierher. Als Thomas durch Neustadt ging, waren nicht junge Mädchen sein Blickfang, sondern ALLE Leute, die ihm begegneten. Männer und Frauen, die alt genug waren, nicht das zu sein, was sie vorgaben. Mit Einkaufstaschen getarnt, in denen vermutlich Kameras oder Mikrofone versteckt waren. Ein Lieferwagen, der vor einem Elektrogeschäft parkte und die Aufschrift Audio Video Stereo HiFi Radio TV trug könnte eine IHRER Übertragungsanlagen beherbergen – zwar auch Technik, aber nicht die Technik, die eigentlich dort drinnen sein sollte. Überall Menschen, die ihn so seltsam ansahen, als wäre er von einem anderen Stern – als wäre er anders als sie, ein Aussätziger, einer der nicht an die Existenz einer der größten deutschen Städte glauben wollte.


    Je näher Thomas dem Marktplatz kam, desto nervöser wurde er. Nicht vor dem Antiquar hatte er Angst. Er war sicher, daß er auf seiner Seite war. Aber der Glaube oder vielmehr das Wissen, das er bei sich trug, war gefährlich. Er durfte es keinem erzählen. Gerade ging er an einem Buchladen vorbei, vor dem Tische mit Büchern aufgestellt waren. Doch ihm fielen nur zwei Kästen mit allerlei Falk-Stadtplänen auf. In dem einen der beiden Kästen war der vorderste Stadtplan der von Mannheim und Ludwigshafen – im anderen aber steckte – wie zum Hohn gut für ihn sichtbar – ein Stadtplan von Bielefeld.


    Allmählich wurde ihm einiges klar: Wenn es so viele Hinweise auf die Existenz von Bielefeld gab, warum war es ihm zuvor niemals aufgefallen? Zwei Gründe dafür gab es: Entweder SIE verfolgten ihn und versuchten, ihn mit allen Mitteln entweder auf den rechten Weg zurückzubringen oder ihn zumindest einzuschüchtern, oder – was wahrscheinlicher war – SIE bombadierten die ganze Öffentlichkeit immer und immer wieder mit Hinweisen auf diese Stadt – nur fiel es eben keinem auf, weil keiner darauf achtete.


    Endlich hatte er den Marktplatz erreicht. Aber noch war er nicht in Sicherheit. Auf dem Platz, der auf einer Seite vom Rathaus und auf einer anderen der vier Seiten von einer größeren Kirche begrenzt wurde – für beides hatte Thomas jetzt keine Augen – herrschte reges Treiben. Mehrere Stände waren aufgebaut. Obst, Gemüse, Blumen und Eier wurden den Kunden feil geboten. Hausfrauen und auch einige Männer liefen zwischen den Ständen hin und her prüften die Ware und ließen sie sich in Tüten einpacken. Hier ein mißtrauischer Blick einer Marktfrau, da der stechende Blick einer jungen Mutter, die ihren kleinen Sprößling im Sportwagen spazieren fuhr – sicher war er hier noch nicht. Jetzt mußte er nur noch die Metzgergasse finden, und das war nicht besonders schwer: Auf der einen Seite des Platzes befand sich das Rathaus, auf einer anderen die Kirche, von der dritten war er gekommen, also blieb nur noch die vierte, die linke Seite des Marktplatzes – und tatsächlich: Direkt neben einem Metzgerladen befand sich auch die Metzgergasse. Thomas ging hinein und fand sich sofort in einer völlig anderen Welt wieder. Das Treiben, das eben noch auf dem Marktplatz geherrscht hatte, war einer himmlischen Ruhe gewichen. Er atmete tief durch. Hier war er der einzige Mensch. Hier konnte er vorerst sicher sein – vorausgesetzt, es lauerte niemand hinter der nächsten Ecke, um ihn zu überfallen und ihn umzubringen.

  • Gemütlich schlenderte er durch die Gasse. Das schmiedeeiserne Schild mit der Aufschrift Antiquariat fiel ihm sofort auf. Er betrat den Laden und fand sich sofort in einer anderen Welt wieder. Es roch nach alten Büchern und ein wenig nach Moder. An den Wänden standen Regale, die bis unter die Decke mit Büchern gefüllt waren. Bücher lagen auch auf den Tischen, mit denen der Raum ausgestattet war, und sogar auf dem Fußboden – alles war voller Bücher. Auch am Schreibtisch, der ihm genau gegenüberstand und an dem ein etwas älterer Mann mit einem grauen Bart saß, war mit Büchern vollbepackt, und auch er las in einem Buch, das Verschwörungstheorien hieß. Als Thomas den Laden betrat, senkte er das Buch, blickte darüber hinweg und sah Thomas an. "Guten Tag, junger Freund", sagte er. "Was kann ich für dich tun?"
    "Ein Freund von mir hat gesagt, ich soll heute um 10.00 Uhr hier sein."
    "Wer bist du denn?"
    "Mein Name ist Thomas Echtenbrink."
    Der Mann stand auf, ging auf Thomas zu und schüttelte ihm die Hand. "Guten Tag", sagte er. "Ich habe dich bereits erwartet. Folge mir."
    Er drückte auf einen Knopf unter dem Schreibtisch, und ein Regal schob sich zur Seite. Dahinter verbarg sich eine schmale Kellertreppe. Der Antiquariar betrat diese Treppe, und Thomas folgte ihm. Wortlos stiegen sie die Stufen hinab. Je tiefer sie kamen, desto modriger wurde auch der Geruch. Schließlich waren sie an einer Tür angelangt. Der Antiquariar öffnete sie, und sie kamen in einen stilvoll eingerichteten Clubraum. Es gab hier eine Bar, einen Billardtisch und mehrere Tische mit Stühlen, an denen bereits einige Männer und Frauen jeglichen Alters Platz genommen hatten. Thomas konnte insgesamt 15 Menschen in diesem Raum ausmachen. Er hatte sie alle noch nie gesehen, und sie schienen auch nichts gemeinsam zu haben – außer daß sie wohl um diese seltsame Uhrzeit Zeit haben mußten.
    Ein etwas dicklicher Mann, der wohl etwa Mitte 40 sein mußte, sagte: "Peter, ich habe dir doch gesagt, wir sollten keine Neuen zu wichtigen Besprechungen zulassen."
    "Er ist sauber. Klaus hat ihn hierhergeschickt", entgegnete der Antiquar.
    "Aber er könnte einer von IHNEN sein", warf eine junge Frau ein.
    "Einer von IHNEN, stimmt", pflichtete ihr ein etwas älterer Herr mit Anzug und Krawatte bei, und ein etwas kleinerer Mann , der nur Jeans und T-Shirt trug, fügte hinzu: "SIE versuchen doch schon lange, Leute hier reinzuschleusen."
    "Ja, aber nicht so!" entgegnete Peter. "Thomas ist unbedenklich – wie gesagt. Die einzige Gefahr, die bei ihm besteht, ist, daß ihm alles über den Kopf wächst, aber verrückt sind schon einige von uns geworden."
    "Das stimmt", sagte der dickliche Mann. "Und wer nicht verrückt geworden ist, den haben SIE geholt und ins Bielefeld-Zentrum geschafft – wenn nicht gar umgebracht."
    "Leute, es könnte durchaus sein, daß Klaus etwas ähnliches zugestoßen ist", bemerkte Peter. "SIE sind ihm auf die Schliche gekommen. Wahrscheinlich machen sie kurzen Prozeß mit ihm. Ein Unfall, bei dem irgendwas auf die Stadt Bielefeld hindeutet."
    "Ich habe heute in der Stadt einen Wagen mit Bielefelder Nummernschild gesehen", warf Thomas ein. "Die führen doch bestimmt was im Schilde."
    "Kann sein", entgegnete Peter. "Aber vielleicht war es nur ein harmloser Autofahrer, dem SIE viel Geld bezahlen, damit er mit BI-Kennzeichen durch die Stadt kurvt."
    "Glaube ich kaum! Er hätte mich ja beinahe überfahren!"
    Alle Augen blickten jetzt auf Thomas. "Kann es sein, daß du etwas unvorsichtig warst, mein Junge?" fragte eine etwas ältere Frau. "Normalerweise dauert es, bis einer von uns das erste Mal bedroht wird."
    "Wie sehen denn die Bedrohungen aus?" wollte Thomas wissen.
    "Ach, unterschiedlich", meldete sich ein junger Mann in Thomas' Alter – wahrscheinlich ein Student – zu Wort. "Meistens ganz subtil. Bei mir war es in einer Vorlesung. BWL. Der Professor hat uns etwas von einem Bielefelder Modell erzählt. Ich habe in der gesamten Fachliteratur nachgeblättert und nichts von einem Bielefelder Modell gefunden. Die Bücher, die er erwähnt hat und die in Bielefeld erschienen sein sollen, gibt es nicht. Niemandem außer mir ist das aufgefallen. Wer macht sich auch die Mühe und recherchiert eine BWL-Vorlesung eines Professors in der Bibliothek nach?"
    "Es ist immer so", sagte der dickliche Herr. "Kaum bist du in das Geheimnis eingeweiht, triffst du ständig auf Leute, die behaupten, schon mal in Bielefeld gewesen zu sein, dort geboren worden zu sein, dort Verwandte zu haben, dort gelebt zu haben oder dort studiert zu haben. Ich habe nie zuvor so viele Bielefelder kennengelernt wie nachdem ich erfahren hatte, daß es Bielefeld nicht gibt. Ich war wirklich schon am Zweifeln, habe gedacht, so viele Leute können sich nicht irren. SIE arbeiten mit allen Tricks."
    "Bielefeld ist überall", warf eine ältere Frau ein. "Du mußt nur mal auf die Verpackungen von Lebensmitteln und anderen Produkten gucken. Viele Dinge werden angeblich in Bielefeld hergestellt."
    "Und bei mir war letztens das hier im Briefkasten", sagter der ältere Herr im Anzug und holte eine Werbebroschüre aus seiner Tasche. "Einladung zu einer Kaffeefahrt nach Bielefeld mit Verkaufspräsentation", erklärte er. "Seltsam ist nur, daß ich der einzige in unserem Haus war, der diese Broschüre bekommen hat. Ich habe mich mal umgehört."
    "Das stimmt, aber am schlimmsten sind die Anschläge auf Leib und Leben", sagte Peter. "Letztens ist ein Blumentopf nur wenige Schritte hinter mir auf die Straße gefallen. Ich habe einen gewaltigen Schock bekommen, war wie erstarrt, als das Ding auf dem Betonboden zerschellte."
    "Und dann die Uni Bielefeld", warf der Student ein. "Du glaubst nicht, wie viele ich schon getroffen habe, die dort studiert haben wollen. Bielefeld ist überall – SIE versuchen mit allen Mitteln, uns davon zu überzeugen, daß es Bielefeld gibt. So manchen haben SIE überzeugen können, aber längst nicht alle – und wer sich davon nicht überzeugen läßt, kommt ins Bielefeld-Zentrum, oder es stößt ihn ein bedauerlicher Unfall zu."
    "In Ordnung", sagte Peter. "Aber wir sind eigentlich aus anderen Gründen hier. Wir sollten uns aber erst einmal setzen."
    Sie setzten sich alle an einen großen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, und als sie Platz genommen hatten, sagte Peter: "Bitte, Gerd, du hast einen neuen Beweis. Führ ihn uns doch bitte mal vor."
    "Gut", sagte der etwas dickliche Herr. "Bevor ich mit diesem Beweis anfange, muß ich erst einmal eine Geschichte dazu erzählen: Es gibt in Braunschweig so eine ähnliche Vereinigung wie hier in Neustadt an der Weinstraße. Ich habe gute Kontakte nach Braunschweig, weil da auch die Verwandtschaft meiner Frau wohnt. Vor einigen Jahren fuhr ein Braunschweiger nach Bielefeld, weil er dort angeblich geschäftlich zu tun hatte. Das ist kein Einzelfall, kommt hin und wieder mal vor. Wir wissen ja, daß SIE auch den Vorsitz großer Unternehmen haben, und wenn sie einen ihrer Angestellten besonders kontrollieren wollen, schicken sie ihn nach Bielefeld zur Geschäftsreise. Er sollte in einem Hotel in Bielefeld-Zentrum übernachten. Er trat also die dreitägige Geschäftsreise an. Als er jedoch zurückkam, war er ein völlig anderer Mensch. Er litt unter Schlafstörungen, Alpträumen, Nervosität, Unruhe und einigen anderen beunruhigenden Eigenschaften. Er war vergeßlich und unzuverlässig geworden, seine Nerven waren nicht mehr so stark wie vorher. Diese Belastung wurde allmählich so stark, daß er einen Psychotherapeuten aufsuchte. Er glaubte damals, er wäre auf der Heimfahrt von Bielefeld von einem Ufo entführt worden. Der Psychiater jedenfalls führte bei ihm eine Rückführung durch und nahm die Sitzungen auf Tonband auf. Wenig später flog das Haus des Psychotherapeuten in die Luft. Erdgasexplosion. Bei diesem Unfall wurde auch der Psychotherapeut selbst getötet. Und auch die Tonbänder wären für immer verloren gewesen, hätte der Mann, der in Bielefeld war, sie nicht in weiser Voraussicht zuvor kopiert. Nach dem Unfall hörte er sich nochmal die Bänder an, dann erkannte er den Ernst der Lage. Er ließ sie in ein Schließfach am Bahnhof einschließen und sprach mit niemandem mehr darüber. Vor kurzem starb er an einem Herzversagen. Nach seinem Tod fiel der Schlüssel zum Schließfach in die Hände seines Sohnes. Dieser holte sich die Bänder aus dem Schließfach, hörte sie sich zu Hause an und konnte zunächst nichts damit anfangen. Schließlich wandte er sich an einen befreundeten Psychologen, der – wie der Zufall es so will – zu den Leuten gehört, die auf unserer Seite sind. Er gehörte nämlich zum Esoterik-Zirkel in Braunschweig. Von dort aus wurden die Bänder verfielfältigt und in der ganzen Republik weitergegeben. Ich bin froh, daß ich ein solches Band euch hier präsentieren kann. Wir werden daraus einen Ausschnitt hören, den ich zurechtgespult habe."
    Er stand auf und ging zu einer kleinen Stereoanlage, die in der Bar stand. Aus seiner Jackentasche holte er eine Kassette hervor, legte sie in das Tapedeck der Stereoanlage und schaltete die Anlage ein. Kurz darauf erklang folgender Dialog, dem alle gebannt zuhörten, durch die Boxen der Anlage:



    PSYCHOTHERAPEUT: Sie verlassen jetzt die Autobahn an der Abfahrt Bielefeld-Zentrum. Was sehen Sie?
    PATIENT: Rechts und links der Autobahn sind Häuser – die Vororte von Bielefeld.
    PSYCHOTHERAPEUT: Können Sie die Stadt selber sehen.
    PATIENT: Nein, nur einige Stadtteile. Vororte, wie gesagt. Ortschaften eigentlich. Vor mir der Teutoburger Wald. Eine recht niedrige Hügelkette ist das hier.
    PSYCHOTHERAPEUT: Sie fahren weiter. Was sehen Sie jetzt?
    PATIENT: Ich verlasse jetzt die Autobahn, komme nach Bielefeld. Vor mir steht ein Ortsschild: Bielefeld, Stadtteil Hillegossen.
    PSYCHOTHERAPEUT: Fällt Ihnen irgendetwas merkwürdiges auf?
    PATIENT: Nein, Hillegossen ist eine Ortschaft wie alle anderen auch.
    PSYCHOTHERAPEUT: Sie fahren weiter. Fällt Ihnen jetzt etwas merkwürdiges auf?
    PATIENT: Ja, ich verlasse Hillegossen, obwohl es eigentlich in den nächsten Stadtteil übergehen sollte. Da ist ein Stadtschild, auf dem steht, daß Hillegossen zu Ende ist und daß Bielefeld-Zentrum die nächste Ortschaft ist. Aber merkwürdiger ist: Rechts und links der Straße ist Wald. Dichter Wald und nichts als Wald – obwohl in der Karte an dieser Stelle kein Wald eingezeichnet ist.
    PSYCHOTHERAPEUT: Nur Wald? Sonst nichts?
    PATIENT: Nein, vor dem Wald ist noch ein Zaun. Rechts und links der Straße geht er an der Straße entlang.
    PSYCHOTHERAPEUT: Beschreiben Sie mal den Zaun.
    PATIENT: Es ist ein Maschendrahtzaun. Engmaschig. Darüber Stacheldraht. Am Zaun sind in regelmäßigen Abständen Tafeln angebracht.
    PSYCHOTHERAPEUT: Was sind das für Tafeln?
    PATIENT: Schilder. Darauf steht auf Deutsch und auf Englisch: Militärischer Sicherheitsbereich. Betreten strengstens untersagt. Vorsicht: Schußwaffengebrauch!
    PSYCHOTHERAPEUT: Beschreiben Sie mal die Straße. Ist da viel Verkehr?
    PATIENT: Nein, erstaunlich wenig. Immerhin ist das eine der Ausfallstraßen von Bielefeld – und die, die das Zentrum der Stadt mit der Autobahn verbindet. Aber von der Stadt ist hier keine Spur. Ich fahre durch endlose Wälder. Dabei müßte ich doch schon längst im Stadtzentrum sein.
    PSYCHOTHERAPEUT: Wie fühlen Sie sich?
    PATIENT: Verwundert. Überrascht. Aber irgendwie – ich weiß nicht. Irgendwie wirkt das ganze unheimlich auf mich. Ich bekomme Angst. Ich fange langsam an, mich zu fragen, wo denn die Stadt liegt. Ich müßte schon längst mitten im Stadtzentrum sein. Stadtdessen nur Straße, Wälder und Zaun.
    PSYCHOTHERAPEUT: OK, wir machen jetzt einen kleinen Zeitsprung. Sie verlassen den Wald. Was sehen Sie?
    PATIENT: Vor mir taucht ein riesiger Gebäudekomplex auf. Bungalows, einstöckge, zweistöckige Gebäude. Es sieht aus wie ein Forschungszentrum in einem dieser amerikanischen Spielfilme. Davor befindet sich ein riesiger Parkplatz, davor eine Schranke mit einem Pförtnerhäuschen.
    PSYCHOTHERAPEUT: Wie fühlen Sie sich?

  • PATIENT: Ich bin verwirrt, denke, ich habe mich verfahren. Ich setze den Blinker rechts und fahre an den Straßenrand, hole den Atlas heraus und schaue nach. Ich stelle fest, daß da Stadtteile eingezeichnet sind, die es eigentlich nicht gibt. Nach Hillegossen war doch Schluß, oder? Auf der Karte schließen sich an Hillegossen direkt weitere Stadtteile an. Die Karte stimmt nicht. Ich sehe, die Straße geht genau auf die Schranke zu und verschwindet dann auf dem Gelände dieses Gebäudekomplexes. Das Gelände scheint sehr weitläufig zu sein, doch ich kann von hier aus noch nicht sehr viel erkennen. Ich beschließe weiterzufahren und den Pförtner um Rat zu fragen.
    PSYCHOTHERAPEUT: Bitte, erzählen Sie weiter!
    PATIENT: Kurz vor der Schranke steht ein Ortsschild. Darauf steht: Bielefeld-Zentrum. Sonst nichts. Ich fahre zur Schranke vor. Die Schranke öffnet sich. Trotzdem fahre ich an das Pförtnerhäuschen heran. Ich kurble das Fenster auf. Frage den Pförtner, wie ich denn nach Bielefeld komme. Der Pförtner guckt ein wenig komisch – als hätte ich was falsches gesagt. "Sie sind in Bielefeld", sagt er. "Komisch", sage ich. "Ich habe mir die Stadt immer anders vorgestellt." – "Das ist normal", sagt er. "Man stellt sich Dinge immer anders vor, als sie dann tatsächlich sind." Ich frage ihn: "Wissen Sie, wie ich zum Hotel Pfauenauge komme?" Er sagt: "Fahren Sie einfach rein und stellen Sie Ihr Auto auf dem Parkplatz ab. Herzlich willkommen im Bielefeld-Zentrum.!"
    PSYCHOTHERAPEUT: Wie fühlen Sie sich?
    PATIENT: Ich bin total verwirrt. Was passiert hier? Wo ist Bielefeld abgeblieben? Ich fahre über den Parkplatz. Vor mir der riesige Gebäudekomplex. Ich fahre an vielen Autos vorbei.
    PSYCHOTHERAPEUT: Was haben die Autos denn für Nummernschilder?
    PATIENT: Es sind viele mit BI dabei. Dann auch DT, GT, HF und einige mit PB. Andere Nummernschilder sehe ich auch, aber viel seltener.
    PSYCHOTHERAPEUT: Welche Automarken.
    PATIENT: Nur PKWs. Aber quer durch die Bank. Alle Automarken. Es ist ein riesiger Parkplatz. So einen großen habe ich noch nie gesehen. Ich stelle meinen Wagen irgendwo ab und steige aus.
    PSYCHOTHERAPEUT: Beschreiben Sie jetzt ganz genau, was Sie sehen und hören.
    PATIENT: Ich höre nichts – gar nichts. Es ist gespenstisch ruhig. Noch nicht einmal ein Vogel zwitschert. Schreie aus weiter Ferne. Alles ist so verdammt unwirklich. Ich laufe über den Parkplatz. Ein Lüftchen kommt auf. Vorher war es absolut windstill. Ich bin der einzige Mensch, laufe durch endlose Autokolonnen. Ich bin so verwirrt, daß ich nichts anderes mehr fühlen oder denken kann. Ich frage mich, was wohl als nächstes geschieht. Aber es geschieht nichts. Vor mir erstrecken sich Bungalows, mehrstöckige Gebäude, ein riesiger Komplex, aber keine Straßen, keine Wohnhäuser – das sieht für mich alles nach Siebziger-Jahre-Architektur aus. Es ist eben... ein Zentrum, aber kein Stadtzentrum, wie der Name, der von der Autobahn aus ausgeschildert ist, eigentlich glauben macht, sondern ein Zentrum, in dem irgendetwas geschieht. Was, das weiß ich nicht genau.
    PSYCHOTHERAPEUT: Haben Sie Angst?
    PATIENT: Es ist mir schon ein wenig unheimlich. Aber direkt Angst habe ich keine. Ich bin nur verwirrt und erstaunt.
    PSYCHOTHERAPEUT: Erzählen Sie weiter!
    PATIENT: Ich gehe durch die Autoreihen auf das Gebäude zu. Da ist so etwas wie ein Haupteingang. Mehrere große Türen, und auf dem grauen Vordach steht mit schwarzen, dreidimensionalen Buchstaben: BIELEFELD-ZENTRUM. Ich gehe darauf zu. Ich fühle mich unbehaglich. Nein. Je näher ich dem Eingang komme, desto mehr verläßt mich der Mut. Ich gehe hinein. Es ist spürbar kälter. Wahrscheinlich eine Klimaanlage. Vor mir ist ein langer Gang mit grauen Wänden – Türen rechts und links. Ich bin verwirrt. Es ist niemand hier. Ich beschließe umzudrehen und wieder hinauszugehen. Nur weg von hier! Nein! Laßt mich in Ruhe!
    PSYCHOTHERAPEUT: Was passiert gerade?
    PATIENT: Zwei Männer ergreifen mich. Ich versuche mich zu wehren, aber sie sind stärker. Sie nehmen mich irgendwohin mit, sie führen mich durch den langen Gang.



    Der dickliche Mann hielt das Band an. "Das müßte reichen", sagte er.
    "Was ist jetzt mit dem Mann passiert?" fragte Thomas.
    "Was wohl? Sie haben ihn einer Gehirnwäsche unterzogen – und zwar so lange, bis er selber fest daran geglaubt hat, wirklich in Bielefeld gewesen zu sein. Nicht im Bielefeld-Zentrum."
    "Alles schön und gut", sagte der Antiquar. "Aber ich denke, ich würde das Tape kaum als Beweis bezeichnen. Könnte auch eine Art Hörspiel sein."
    "Ich schließe mich dem an", entgegnete der Student. "Wenn wir damit an die Öffentlichkeit gehen, wird man uns nur auslachen, und SIE werden uns nachweisen, daß das nur eine plumpe Fälschung ist – selbst wenn es keine sein sollte."
    "Ich würde es sogar nur als ein sehr zweifelhaftes Indiz ansehen", meldete sich eine Frau zu Wort, die bisher geschwiegen hatte. "Die Quellen sind für meine Begriffe nicht sehr vertrauenswürdig. Außerdem müssen wir auch damit rechnen, daß SIE uns damit aufs Glatteis führen wollen. Vielleicht wollen SIE, daß wir IHRE Story glauben, weil sie hinter Bielefeld noch etwas viel gewaltigeres verbergen wollen. Allein der Aufwand, der betrieben wird, um diese Stadt vorzutäuschen, muß ja gigantisch sein. Ich glaube, es sind viel mehr in die Sache eingeweiht, als wir eigentlich glauben."
    "Gut", erklärte der Antiquar. "Also, einigen wir uns darauf, das Tonband nicht als Beweis anzuerkennen und gehen wir zum nächsten Tagesordnungspunkt über."
    "Einen Moment", warf der dickliche Herr ein. "Ich glaube sehr wohl, daß die Tonbänder echt sind. Ich habe sie mir mehrmals angehört. Wenn es tatsächlich eine Fälschung sein sollte, dann eine verdammt gute."
    "Das interessiert hier nicht", entgegnete der Antiquar. "Wir haben wichtigere Dinge zu besprechen. Zum Beispiel, daß SIE wieder einen von uns gekrallt haben. Klaus wollte heute zu uns kommen. Er ist nicht erschienen. Wahrscheinlich haben SIE ihn erwischt. SIE waren ihm schon die ganze Zeit auf den Fersen."
    "Wie können wir uns vor IHNEN schützen?" warf der Student ein.
    "Ich denke, das dürfte klar sein", antwortete der Antiquar. "Wir dürfen uns gegenüber IHNEN nicht offenbaren. Wir dürfen IHNEN nicht zeigen, daß wir nicht an Bielefeld glauben. Zum anderen dürfen wir nicht jedem trauen. Selbst unsere Vertrauten könnten zu IHNEN gehören. Unsere eigenen Ehepartner, Kinder, Eltern, und selbst wenn wir ihnen trauen können: SIE werden uns abhören. Die ganze Welt ist voller Mikrofone. Vielleicht werden wir auch eben gerade abgehört. Aber dieses Risiko müssen wir eingehen, denn es ist die einzige Möglichkeit, IHNEN das Handwerk zu legen. Aber sobald ihr wieder hier herausgeht: Seid vorsichtig. Gebt im Zweifelsfall vor, schon mal in Bielefeld gewesen zu sein. Das macht euch unverdächtig – denn das glauben ja viele Leute, die nicht zu IHNEN gehören. Aber wenn irgendjemand etwas von Bielefeld erzählt, oder wenn in den Medien irgendwo von Bielefeld die Rede ist: Glaubt den Leuten kein Wort!"
    "Einen Moment, bitte!" warf Thomas ein. "Was für einen Sinn macht das ganze? Was könnten SIE für ein Interesse daran haben, daß wir an die Existenz von Bielefeld glauben?"
    "Das weiß keiner so recht", entgegnete der Antiquar. "Aber wir nehmen an, sie wollen etwas verbergen. Das ist es auch, was uns beschäftigt. Eine andere Frage ist, wiviel es von Bielefeld gibt und wieviel nicht. Zum Beispiel nehmen wir an, daß es bestimmte Stadtteile von Bielefeld tatsächlich auch gibt und daß sie genau das sind, was sie vorgeben zu sein. Die Sennestadt zum Beispiel halte ich für eine Wohnsiedlung für die Mitarbeiter des Bielefeld-Zentrums. Es gibt die Sennestadt wirklich, denn sie liegt direkt an der Autobahn. Andere Stadtteile gibt es wiederum nicht, und wir fragen uns die ganze Zeit, was dort sein könnte."
    "Ja, was?" fragte Thomas.
    "Zum einen natürlich das Bielefeld-Zentrum. Aber das ist nur ein Instrument, um die Illusion Bielefelds aufrechtzuerhalten. Es muß da noch etwas anderes sein, was SIE uns vorenthalten, und da sind wir schon beim Thema: Daß unsere Demokratie eigentlich eine Scheindemokratie ist und wir in Wirklichkeit von einer kleinen Gruppe beherrscht werden, die Schlüsselpositionen in den drei Säulen der heutigen Gesellschaft einnimmt: Medien, Wirtschaft und Politik. Wer nur eine dieser drei Säulen in der Hand hat, hat ein großes Machtpotential, aber SIE üben Kontrolle über alle drei Säulen aus. Die Medien sollen ja eigentlich die Politik kontrollieren. Stattdessen manipulieren sie die Meinungen ihrer Konsumenten. Wir glauben, daß nur Leute, die zu IHNEN gehören überhaupt in den höheren Etagen von Politik, Wirtschaft und Medien zugelassen werden. Und Bielefeld ist wohl IHR geheimes Machtzentrum, und SIE haben natürlich Interesse daran, daß keiner es entdeckt."
    Der ältere Herr mit Anzug und Krawatte entgegnete: "Aber Moment, es könnte sich auch um eine Art außerirdischen Weltraumhafen handeln. Schließlich werden in der Region Ostwestfalen-Lippe überdurchschnittlich häufig Ufo-Sichtungen gemeldet."
    "Ich glaube eher, es ist das Zentrum, von dem aus die Illuminati ihre Weltherrschaft ausüben", warf die junge Frau ein. "Die drei Säulen der Macht, Politik, Wirtschaft und Medien, werden von den Illuminati beherrscht, und Bielefeld ist ihre geheime Koordinations- und Kontrolleinrichtung. Wußtet ihr, daß jeder Politiker und jede einflußreiche Persönlichkeit in der Wirtschaft Mitglied der Freimaurer ist? Und die Freimaurer werden von den Illuminati kontrolliert!"
    "Das ist doch alles Blödsinn!" entgegnete Thomas. "Warum quasselt ihr ständig solche Spekulationen. Nach dem, was ihr sagt, scheint es Bielefeld tatsächlich nicht zu geben. Gut. Aber warum? Das kriegen wir auch nicht raus, wenn wir darüber diskutieren."
    "Wie willst du es sonst herausfinden?" fragte Peter.
    "Ganz einfach. Hinfahren und nachsehen."
    "Unsinn! Du wirst nur sehen, was SIE dich sehen lassen."
    "Nicht wenn wir entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen."
    "Was denn für Sicherheitsmaßnahmen?"
    "Ich weiß auch nicht. SIE dürfen uns eben einfach nicht erwischen! Die meisten Leute, die bisher in Bielefeld waren, haben damit gerechnet, daß es Bielefeld gibt. SIE konnten sie so einfacher überrumpeln. Bei uns ist das schwieriger."
    "SIE werden uns töten", entgegnete Peter. "Die Idee halte ich für schwachsinnig. Selbst wenn wir herausfinden, was SIE treiben: Was machen wir dann? Gegen so eine Macht können wir sowieso nichts ausrichten. Wir sollten uns lieber darüber Gedanken machen, wie wir unseren Arsch retten könnten."
    "Aber wenn wir nichts ausrichten können, warum beschäftigen wir uns eigentlich mit dem Thema?""fragte Thomas. "Warum ist uns das alles denn nicht egal? Nach Bielefeld kommen wir sowieso nie – und ob es die Stadt gibt oder nicht, kann uns doch scheißegal sein. SIE werden dann irgendwann uns in Ruhe lassen – denn so lange wir glauben, daß es Bielefeld gibt und so lange wir nicht dorthin fahren, kann uns eigentlich nichts passieren."
    "Der Junge hat recht", warf die junge Frau ein. "Was treiben wir hier denn überhaupt? Wenn wir nichts daran ändern können, leben wir gesünder, wenn wir die Finger davon lassen."
    "Aber das wollen SIE doch gerade", warf Peter ein.
    "Na und?" entgegnete Thomas. "Denk doch mal nach. Was bringt uns das, daß wir uns hier das Leben zur Hölle machen?"
    "Wenn wir die Finger davon lassen, haben SIE gewonnen."
    "Das haben SIE sowieso", meinte Thomas.

  • Als Thomas im Zug nach Hause fuhr, war er erbost. Wo war er gelandet? In einem Debattierclub? Hatten diese Leute wirklich nichts anderes zu tun, als sich über Probleme den Kopf zu zerbrechen, die sie nichts angingen – schlimmer noch: die gefährlich waren und von denen man besser die Finger lassen sollte? Wen juckte es, ob Bielefeld existierte oder nicht? Es war ja nicht so, daß er in Ostwestfalen-Lippe wohnte. Auch würde er kaum in der nächsten Zeit in die Verlegenheit kommen, beruflich nach Bielefeld fahren zu wollen – was ihm wiederum zu der Frage brachte, was das für Menschen waren, mit denen er an diesem Vormittag zusammen gewesen war. In lockeren Gesprächen nach der großen Diskussion hatte er herausgefunden, daß sie alles eines gemeinsam hatten: Sie waren weder Beamte noch Angestellte. Hausfrauen waren dabei gewesen, ebenso Arbeitslose, Schüler und Studenten, Rentner und Selbständige, auch freie Journalisten, aber kein einziger Angestellter. Solche Leute konnten einfach nicht dazu gezwungen werden, nach Bielefeld zu fahren, und vor allem: Solche Leute hatten auch zu diesem unmöglichen Termin Zeit. War nicht jener Patient, der in Bielefeld gewesen war, auch auf Geschäftsreise da gewesen? Langsam dämmerte es ihn: Die Gesellschaft in Deutschland war in zwei verschiedene Arten Menschen eingeteilt: Die Freien und die Unfreien. Als Student war er frei, denn kein Arbeitgeber überwachte und kontrollierte ihn, und die Universität scherte sich im Grunde einen Dreck um das, was er trieb. Und so mißlich die Lage der Arbeitslosen auch war: Auch sie waren frei. Auch Hausfrauen, Schüler, Rentner und Selbständige: Sie alle hatten keine direkten Vorgesetzten und waren demnach frei. Wer nicht frei war, der konnte sich solche Späße nicht erlauben. SIE konnten ihn allein schon an seinem Arbeitsplatz kontrollieren. So langsam wurde es Thomas klarer: Wenn nicht der Chef selbst zu IHNEN gehörte, so vielleicht doch ein Mitarbeiter. In kleineren Betrieben war das eher unwahrscheinlich, aber in größeren Betrieben hatten SIE ganz sicher ihre Vertreter in den Führungsetagen. Thomas begriff es langsam: Wenn SIE die Wirtschaft bereits unterwandert hatten, hatten SIE so auch die Arbeitnehmer unter IHRER Kontrolle. Also durfte man den Arbeitnehmern nicht trauen. Deswegen waren die Informationen, daß es Bielefeld nicht gäbe, nur an die Freien weitergegeben worden. Die Geschäftsleitung brauchte nur von einem Arbeitnehmer zu erfahren, daß er nicht an Bielefeld glaubte, und ehe er es sich versah, befand er sich schon auf Geschäftsreise nach Bielefeld. So einfach ging das. Wenn man Glück hatte, arbeitete man in einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen, dessen Chef selber zur Gruppe gehörte, die nicht an Bielefeld glaubte. Aber die großen Betriebe waren bestimmt alle unterwandert – und der Staat, der ja der größte Arbeitgeber war, sowieso. Vielleicht wurden auch Schulen und Universitäten überwacht, nur daß SIE dort keinen direkten Einfluß hatten. Thomas konnte sich zum Beispiel kaum daran erinnern, daß Bielefeld jemals in der Schule auf dem Lehrplan gestanden hätte. Eigentlich war Bielefeld immer eine unwichtige Stadt für ihn gewesen, die ihn kaum interessiert hatte, bis er davon gehört hatte, daß es sie eigentlich nicht geben sollte. Dann hieß es plötzlich Bielefeld hier, Bielefeld da, Bielefeld überall... Es war schon seltsam. Die Stadt war richtig unauffällig und auffällig zugleich.


    Als er zu Hause ankam, traf er seine Freundin Susanne im Treppenhaus. Sie saß auf den Stufen, direkt vor seiner Wohnungstür. Ihr Gesicht hatte sie in ihren Händen verborgen.
    "Susanne!" rief Thomas freudig überrascht, doch seine Freude verschwand, als er ihr Gesicht sah. Die Augen waren gerötet, das Gesicht glänzte noch von Tränen, und sie sah insgesamt unglücklich aus. "Klaus ist tot", sagte sie.
    Diese Worte trafen Thomas wie ein Stich ins Herz. Er blieb sofort stehen und regte sich nicht mehr, dachte stattdessen nach. Klaus, sein bester Freund. Er kannte ihn zwar erst seit wenigen Jahren, aber er war der einzige, dem er alles anvertrauen konnte, mit dem er über alles reden konnte. Und nun war er tot.
    Thomas setzte sich neben seine Freundin und nahm sie tröstend in den Arm. Dabei dachte er daran, daß in diesem Moment eigentlich er derjenige war, der Trost brauchte. Bielefeld, so ein Schwachsinn! Hier ging es um den Verlust eines Menschen, der Zeit seines Lebens zu denjenigen gezählt hatten, auf die er immer bauen konnte, mit denen er immer reden konnte, wenn es ihm schlecht ging – und solche Menschen hatte es weiß Gott nicht viele geben. Im Moment war Susanne die einzige, die ihm so viel bedeutete wie ihm Klaus bedeutet hatte. Er würde ihn vermissen. Oh ja, er würde ihn sehr vermissen.
    "Wie ist er denn gestorben?" fragte er.
    "Willst du das wirklich wissen?" fragte seine Freundin. "Es ist schlimm genug."
    "Bitte, es ist wichtig!"
    "Er war am Bahnhof. In voller Bagage. Wollte irgendwohin fahren. Weit weg. Dann hat ihn jemand auf die Gleise geschubst, und der ICE von Bielefeld nach München hat ihn überrollt."
    Bielefeld! Da war es wieder. Hatte Klaus nicht gesagt, alle Todesopfer, die von Bielefeld gewußt hätten, wären einen Tod gestorben, der irgendwie etwas mit dieser Stadt zu tun hatte? Seit wann war Bielefeld Startbahnhof für den ICE? Und woher wußte Susanne von dem ICE?
    "Woher weißt du das so genau?" fragte er. "Warst du dabei?"
    "Ich habe es von seiner Mutter erfahren – und die von der Polizei." Susanne schluchzte. "Die Polizei hat gemeint, es wäre der ICE von Bielefeld nach München gewesen."
    Es gibt doch gar keinen ICE von Bielefeld nach München, dachte Thomas. Aber er zog es vor zu schweigen. Stattdessen nahm er seine Freundin in den Arm und küßte sie zärtlich. Susanne hatte Klaus gut gekannt und auch gemocht. Sein Tod hatte sie sehr mitgenommen – beinahe mehr noch als ihn selber.
    In den nächsten Tagen schwankte Thomas' Gefühlslage zwischen Trauer, Angst und Rachegedanken. War er einige Tage zuvor noch der Ansicht gewesen, er sollte besser die Finger von der Bielefeld-Verschwörung lassen, so dachte er sich: Jetzt erst recht. Er wollte Klaus' Tod rächen, und sei es das letzte, was er tat. Der Tod seines besten Freundes war für ihn Beweis genug, daß an der Bielefeld-Verschwörung etwas dran war. Jetzt würden SIE dafür bezahlen, daß SIE ihn umgebracht hatten. Er blieb die nächsten Tage von der Universität fern, verbrachte stattdessen die Zeit mit Susanne, und wenn er allein war, weil sie sich um ihr Studium oder um ihren Job kümmern mußte, machte er sich Gedanken darüber, wie er IHNEN das Handwerk legen könnte. Er tat zunächst nichts, sagte nichts, sondern er ließ seinen Kopf arbeiten. Die Gedanken konnten SIE zum Glück noch nicht kontrollieren... Oder vielleicht doch? Beschäftigten SIE gar Telepathen, die jeden strategischen Zug seinerseits durchschauten? Nein, das konnte, das durfte nicht sein. Natürlich behielt er alles für sich, sagte Susanne nichts von seinen Problemen, und er blieb auch den Treffen in Neustadt an der Weinstraße fern, die weiterhin stattfanden. Wäre Susanne nicht gewesen, so hätte er sich immer mehr zum Einzelgänger entwickelt. Ein EinzelKÄMPFER war er ja bereits geworden. Doch konnte er Susanne wirklich anvertrauen, was der wahre Grund für Klaus' Tod gewesen war?


    Ungefähr zwei Wochen nach Klaus' Beerdigung – Susanne und er lagen gerade gemeinsam in seinem Bett – sagte Susanne zu ihm: "Übrigens Schatz, nächste Woche Dienstag bis Donnerstag kann ich leider nicht. Da fahre ich nach Bielefeld."
    "Wohin bitte?" Thomas fuhr erschrocken auf.
    "Nach Bielefeld."
    "Was hast du denn in Bielefeld verloren?"
    "Mein Chef will mich zu den Verhandlungen mit einem Partnerunternehmen mitnehmen. Ich soll eine Präsentation vorbereiten, die ich dann in Bielefeld machen soll – einen Vortrag halten über die neuesten Entwicklungen in unserem Unternehmen. Ich soll ihnen eine Fusion schmackhaft machen."
    "Dein Chef schickt dich nach Bielefeld? Ausgerechnet nach Bielefeld?"
    "Ja, was ist denn da dran? Unser Unternehmen ist in Mannheim, das andere in Bremerhaven, da hat man sich auf Bielefeld geeinigt."
    "Weißt du denn nicht mehr, wo der Zug herkam, der Klaus überrollt hat?"
    Susanne zuckte die Achseln. "Nein, keine Ahnung. Tut mir leid."
    "War dir wohl nicht so wichtig. Ich habe es mir behalten. Er kam aus Bielefeld. Susi, das ist ein schlechtes Omen!"
    "Du spinnst ja!" entgegnete Susanne. "Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun."
    "Susanne, glaub mir: Nach Bielefeld fahren ist gefährlich."
    "So ein Unsinn!"
    "So? Was weißt du denn über Bielefeld?"
    Susanne dachte nach. Dann sagte sie: "Die haben einen Fußballverein. Arminia Bielefeld."
    "Was noch?"
    Wieder dachte Susanne nach, aber ihr wollte nichts einfallen, und deshalb schwieg sie.
    "Weißt du denn überhaupt, wo Bielefeld liegt?" fragte Thomas weiter.
    "In Nordrhein-Westfalen, ungefähr zwischen Mannheim und Bremerhaven."
    "Na, das ist ja ne ganz tolle Antwort. Erzähl mir was über Bielefeld. Welche Sehenswürdigkeiten gibt es da? Welche Industrie? Wo gehen die Bielefelder abends hin?"
    "Das weiß ich doch alles nicht", entgegnete Susanne. "Warum fragst du mich das alles?"
    "Niemand weiß irgendetwas über Bielefeld. Diese Stadt ist einfach uninteressant für die meisten Leute."
    "Das liegt daran, daß wir nicht da wohnen. Mannheim wird für die meisten Bielefelder auch uninteressant sein – was gibt es hier schon? Frag doch mal einen Bielefelder, was es für Sehenswürdigkeiten und welche Industrie es in Mannheim gibt. Der wird dir auch keine Antwort geben können und höchstens mit den Mannheimer Adlern kommen und mit Waldhof Mannheim – wenn es hoch kommt. Der Durchschnittsbürger hat doch keine Ahnung von Geographie."
    "So, dann nenne ich ein paar Städte, und du sagst mir, was dir als erstes dazu einfällt. Fangen wir an: München."
    "Oktoberfest."
    "Hamburg."
    "Der Hafen."
    "Berlin."
    "Love Parade."
    "Bremen."
    "Stadtmusikanten."
    "Köln."
    "Der Dom."
    "Frankfurt."
    "Banken."
    "Braunschweig."
    "Heinrich der Löwe."
    "Magdeburg."
    "Bundesgartenschau."
    "Wolfsburg."
    "VW."
    "Ludwigshafen."
    "BASF."
    "Marburg."
    "Universität."
    "Stuttgart."
    "Fernsehturm."
    "Baden-Baden."
    "Südwestfunk."
    "Essen."
    "Stahl."
    "Aachen."
    "Karl der Große."
    "Lübeck."
    "Marzipan."
    "Nürnberg."
    "Christkindelsmarkt."
    "Bayreuth."
    "Richard Wagner."
    "Weimar."
    "Goethe."
    "Leipzig."
    "Montagsdemonstration."
    "Rostock."
    "Vulkan-Werft."
    "Bielefeld."
    Susanne schwieg und dachte fieberhaft nach. Schließlich sagte sie. "OK. Du hast gewonnen. Aber was heißt das denn? Daß mir zu Bielefeld nichts einfällt? Was bedeutet das denn?"
    "Ganz einfach: Bielefeld gibt es nicht."
    Susanne wurde plötzlich erbost. "Du spinnst ja. Du willst bloß nicht, daß ich auf Geschäftsreise gehe! Dann sag es mir doch einfach! Anstatt mit solch einem Blödsinn zu kommen! Nein, das finde ich jetzt echt nicht witzig!"
    Susanne stand auf und fing an, sich anzuziehen.
    "Susanne, was ist denn los?" fragte Thomas.
    "Das weißt du genau", schnaubte sie. "Bielefeld gibt es nicht! So ein Blödsinn! Weißt du, wie wichtig mir diese Sache ist, verdammt nochmal? Die wollen mich übernehmen, wenn ich mit dem Scheiß-Studium fertig bin, und du willst mich hierbehalten und tischst mir solche Lügen auf? Wenn du mich wirklich liebst, wirst du mich gehen lassen, denn das hier ist mir wirklich sehr wichtig."
    "Ich liebe dich. Aber ich will nicht, daß du dorthin fährst. Das ist zu gefährlich. Und solltest du dich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen, so will ich wenigstens mit dir zusammen dorthin fahren."
    "Das geht leider nicht. Die Firma wird für mich ein Einzelzimmer buchen."
    "In welchem Hotel denn?"
    "Parkhotel Auerhahn."
    "Hört sich erfunden an."
    "Thomas, bitte!"
    "Ich will mit! Nicht unbedingt dort übernachten, aber ich will mit dir zusammen dorthin fahren. Vielleicht ist dort noch ein Platz in der Jugendherberge frei."
    "Du spinnst ja!"
    "Ich will bei dir bleiben, Susanne!"
    "O.K. Wir fahren zusammen dorthin. Damit du deinen Frieden hast."
    "Gut." Thomas atmete auf. "Aber wir müssen verdammt vorsichtig sein."
    "Wieso vorsichtig?"

  • "Ich sage nichts. Das wirst du sehen."
    "Komm mir jetzt bloß nicht wieder damit!"
    "Ist schon gut. Vergiß es einfach. Ich fahre mit dir, und die Sache ist erledigt."



    Schon seit Stunden waren Susanne und Thomas auf der Autobahn unterwegs. Es war ein heißer Sommertag. Die Sonne prallte von einem kornblumenblauen Himmel. Sie hatten Frankfurt gerade hinter sich gelassen, als Thomas ein hellblauer Lieferwagen mit Bielefelder Kennzeichen auffiel. Er war die ganze Zeit schon hinter ihnen. Mal versteckte er sich auf der anderen Fahrbahn hinter einigen anderen Autos, mal schnupperte er direkt am Auspuff des Opel Corsa, der Susanne gehörte. Möglichst unauffällig, doch immer war dieser Lieferwagen in der Nähe. Thomas wurde langsam unheimlich zumute. Wurden sie langsam verfolgt? Waren SIE bereits hinter ihnen her? Er sah sich nochmal um. Im Lieferwagen saßen zwei Männer, die nichts verdächtiges an sich hatten. Einer trug eine Latzhose, der andere ein kariertes Hemd. Beide rauchten bei der Fahrt. Thomas beschloß, auf sie zu achten, und tatsächlich: Auf dem ganzen Weg durch die Wetterau bis zum Reiskirchener Dreieck waren und blieben sie hinter ihnen. Auch machten sie keine Anstalten in Richtung Gießen abzubiegen. Warum auch? Sie hatten wohl scheinbar das gleiche Ziel wie Susanne und Thomas. Es war anzunehmen, daß sie nach Hause wollten, und da war die A5 und später die A7 bis Kassel genau die richtige Strecke. So lange man davon ausging, daß es Bielefeld gab, war also alles in Ordnung. Aber davon ging Thomas eben nicht aus. Dieser Lieferwagen gehörte IHNEN – eindeutig. Vielleicht waren da sogar Abhöranlagen drin, und jedes Wort, das er jetzt mit Susanne wechselte, würden sie mitbekommen.
    Susanne bemerkte plötzlich Thomas' Nervosität. "Was ist denn mit dir los?" fragte sie.
    "Ich glaube, wir werden verfolgt", entgegnete Thomas.
    "Jetzt leidest du schon unter Paranoia." Susanne schüttelte lächelnd den Kopf.
    "Es ist mein Ernst. Siehst du den blauen Lieferwagen hinter uns?"
    Susanne blickte in den Rückspiegel. Dann nickte sie.
    "Der fährt schon die ganze Zeit hinter uns her."
    "Der wird wohl noch ne ganze Weile hinter uns her fahren. Der ist nämlich aus Bielefeld. Schätze, er will wieder nach Hause."
    Thomas sah Susanne mit einem Blick an, der etwas rätselhaft war und auch sein sollte. Wie nur konnte Thomas sie auf seine Seite ziehen? Sie würde unvorsichtig in ihr Verderben fahren, wenn er nicht aufpaßte.
    "Hör zu", sagte Thomas. "Wenn wir nachher in Bielefeld sind, und dir kommt irgendetwas merkwürdig vor, dann halte sofort an oder drehe um oder sowas. Wem wir auch auch immer begegnen werden: Traue keinem."
    "Ich weiß, das ist schwer, einen Menschen, der einem so nahe gestanden hat, zu verlieren", warf Susanne ein. "Aber deswegen gleich paranoid zu werden..."
    "Das ist keine Paranoia. Das ist eine Verschwörung der Illuminati."
    "Jaja, und der Freimaurer gleich dazu. Die Illuminati müssen wohl für jede Verschwörungstheorie herhalten. Vielleicht noch die Templer? Wie wär's mit den Rosenkreutzern? Die Bundesregierung? Der Verfassungsschutz?"
    "Wenn du mir glauben würdest, wüßtest du es. Wann hast du das letzte Mal was von Dr. Oetker gegessen?"
    Susanne zuckte die Achseln. "Keine Ahnung. Warum?"
    "Ach nichts. Ist nicht so wichtig. Vergiß es wieder."
    Sie sprachen nicht weiter darüber und wandten sich wieder anderen Gesprächsthemen zu. Trotzdem achtete Thomas darauf, daß er den hellblauen Lieferwagen mit Bielefelder Kennzeichen im Auge behielt. Sie blieben auf der ganzen Fahrt durch den Vogelsberg hinter ihnen. Dann erreichten sie das Kirchheimer Dreieck, und Thomas lief ein Schauder über den Rücken, als er an die Geschichte über die Autobahn dachte, die hier angeblich verschwunden sein sollte. Dämonen hatten sie angeblich verschwinden lassen und bei den Menschen sämtliche Erinnerungen daran ausgelöscht. Eine abstruse Geschichte, aber war das mit Bielefeld nicht mindestens genauso abstrus? Verschwörungstheorien gab es ja eine ganze Menge.
    "Bei der nächsten Raststätte werden wir mal anhalten", verkündete Susanne wenige Kilometer hinter dem Kirchheimer Dreieck.
    Thomas wußte nicht, was er von dieser Idee halten sollte. Es wäre eine gute Methode festzustellen, ob die vermeintlichen Verfolger auch tatsächliche Verfolger waren. Andererseits: Was wäre, wenn sie tatsächlich Verfolger waren und hinter ihnen auch auf die Raststätte fahren würden, nur darauf wartend, daß sie ausstiegen, um sie dann festzunehmen oder ähnliches?
    "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", sagte er daher.
    "Wie du weißt nicht, ob das so eine gute Idee ist? Hältst du es für eine gute Idee, wenn ich in die Hose mache?"
    Sie hatte gewonnen. Doch bedenklich fand Thomas die Sache schon. Dennoch: Er mußte sich fügen. Wenn SIE ihn kriegen wollten, würden SIE ihn auch kriegen. So viel war klar.
    Als sie die Raststätte Hasselberg erreicht hatten, setzte Susanne den Blinker und fuhr von der Autobahn auf den Parkplatz der Raststätte. Thomas sah in den Rückspiegel, und tatsächlich: Auch der blaue Lieferwagen mit dem Bielefelder Kennzeichen hatte die Autobahn verlassen und war ihnen gefolgt.
    "Scheiße, sie sind hinter uns her!" rief Thomas.
    "Bist wohl doch paranoid oder was?"
    "Na, dann guck mal in den Rückspiegel!"
    Susanne blickte in den Rückspiegel, aber sie sah nichts. Der blaue Lieferwagen, der direkt hinter ihr fuhr, fiel ihr nicht auf. Sie steuerte den großen Parkplatz vor der Raststätte an und stellte sich auf einen freien Parkplatz. Der blaue Lieferwagen parkte direkt neben ihnen. Auffälliger ging es nun wirklich nicht mehr! Susanne schnallte sich ab und wollte schon aussteigen, doch Thomas hielt sie am Arm fast. "Warte!" sagte er.
    Er schielte nach nebenan, wo Fahrer und Beifahrer die Türen öffneten und das Auto verließen. Dann schloß der Fahrer die Tür ab, und die beiden gingen auf den Raststättenbungalow zu.
    "O.K.", sagte Thomas endlich. "Wir können aussteigen."
    "Ich nehme dich nie wieder mit, wenn ich auf Geschäftsreise fahre!" maulte Susanne.
    Sie verließen den Wagen, und Hand in Hand schritten sie auf das Gebäude zu. Thomas war etwas mulmig zumute bei dem Gedanken, dort drinnen vielleicht auf Fahrer und Beifahrer des Bielefelder Lieferwagens zu stoßen. Daß auch im Inneren des Lieferwagens Männer gesessen haben könnten, daran hatte er in seiner Aufregung nicht gedacht, und so sah er sich auch nicht um. Hätte er es getan, so hätte er gesehen, wie sich die hintere Tür des Lieferwagens öffnete und zwei Männer in schwarzen Anzügen ausstiegen. Sie beide sahen aus wie aus dem Ei gepellt: Der eine hatte eine Seitenscheitel-Frisur, der andere überhaupt keine Frisur. Sein kahler Schädel glänzte in der Sonne. Ein buschiger Schnurrbart zierte die Oberlippe wie auch die beiden Partien links und rechts des Mundes. Am linken Ohr trug er einen Ohrring. Jeder von beiden trug eine schwarze Aktentasche und hatte eine Sonnenbrille auf.
    Die elektronischen Glastüren surrten und öffneten sich, und Susanne und Thomas betraten die Raststätte. Susanne bewegte sich schnurstracks auf die Toilette zu. "Ich muß jetzt erst mal", erklärte sie.
    "O.K., Liebling. Ich warte auf dich."
    Sie gab ihm einen kurzen Kuß auf die Lippen und verschwand daraufhin in der Damentoilette. Thomas blieb vor der Tür stehen, und obwohl er Nichtraucher war, betrachtete er den Zigarettenautomaten – weniger aus Interesse als deswegen, weil er das einzige interessante Objekt weit und breit war. Er sah sich die Marken an: Marloboro, Philipp Morris, Camel, Peter Stuyvesant, Gauloises...
    "Entschuldigen Sie, bitte!"
    Thomas drehte sich um und sah auf. Dort standen zwei Herren, die er nie zuvor gesehen hatte. Es waren jene zwei Herren, die nach ihm aus dem Lieferwagen herausgekommen waren, und der Mann mit der Glatze sagte: "Wir müssen Sie leider bitten, mit uns zu kommen!"
    "Einen Moment bitte! Ich muß noch auf meine Freundin warten."
    "Sofort!" sagte der Mann mit dem Mittelscheitel und zückte einen Revolver, den er auf Thomas richtete. Kein anderer Mensch war in der Nähe. Und Thomas wußte: Sie meinten es ernst. Sie würden notfalls auch schießen, wenn es sein mußte. Also fügte er sich ihnen und folgte ihnen.
    "Wo gehen wir hin?" fragte er. "Und was ist mit meiner Freundin, wenn die wieder aus der Toilette rauskommt, und ich bin nicht da?"
    "Das lassen Sie mal unsere Sorge sein", sagte der Mann mit der Glatze.
    "Werden Sie mich töten?"
    "Wenn Sie alles tun, was wir Ihnen sagen, werden Sie wieder gehen können. Wenn nicht, ist es nicht auszuschließen, daß wir Sie töten werden."
    Thomas lief eine Gänsehaut über den Rücken. SIE hatten ihn erwischt, und jetzt würden SIE versuchen, ihn eines besseren zu belehren. SIE würden versuchen, ihm einzubleuen, daß es Bielefeld doch gab und daß er gefälligst nach Bielefeld zu fahren hatte. Angst stieg in ihm auf. Große Angst. Was würde ihn erwarten? Würde er verhört werden? Einer Gehirnwäsche ausgesetzt? Noch geschah nichts. Sie gingen einfach nur durch das Restaurant der Raststätte, dann durch einen Flur, eine Kellertreppe hinunter und blieben schließlich vor einer Stahltür stehen, auf der stand: Zutritt für Unbefugte verboten! Lebensgefahr!
    Der Mann mit der Glatze öffnete die Stahltür mit einem Schlüssel, und sie kamen in einen weiteren Raum, der allerdings nur so klein war, daß die drei Männer gerade mal darin Platz fanden. Am anderen Ende des Raumes war eine Tür. Vor dieser Tür jedoch war so etwas wie Scheckkartenlesegerät. Der Mann mit der Glatze nahm eine Scheckkarte aus seinem Geldbeutel, zog sie durch das Lesegerät und sagte dabei: "Sicherheitscode Alpha 35 B 93 87 U."
    Eine weibliche Computerstimme ertönte: "Alpha 35 B 93 87 U bestätigt – willkommen, Herr Lindemann."
    Die Tür öffnete sich und gab dabei ein leises elektronisches Summen von sich, das Thomas ein wenig an Raumschiff Enterprise erinnerte. Herr Lindemann ging als erster in den Raum. Hinter ihm folgte Thomas, und das Schlußlicht bildete der Herr mit dem Mittelscheitel. Hinter der Tür war es viel dunkler als draußen. Sie betraten einen Raum, dessen Wände links und rechts mit Monitoren verziert waren. Vor den Monitoren befanden sich riesige Schalttafeln, und an den Schalttafeln saßen Mitarbeiter, die allesamt Kopfhörer aufhatten, die Schalttafeln bedienten und wie gebannt auf die Monitore blickten. Thomas bemerkte, daß die Monitore Bilder von der Raststätte aus allen Perspektiven zeigten. Eine Kamera war zum Beispiel direkt hinter den Spiegeln in den Toiletten angebracht. In einer der Kameras war gerade seine Freundin Susanne zu sehen, wie sie sich die Frisur richtete. Andere Monitore zeigten den Speisesaal, wieder andere die Küche und wieder andere den Parkplatz. Es gab keinen Winkel der Raststätte, der nicht von hier aus überblickt werden konnte. Irgendwie erinnerte das alles Thomas ein wenig an den Film Sliver.
    Sie gingen weiter, und bald bemerkte Thomas, daß nicht nur die Raststätte von hier aus überwacht wurde, sondern auch die Autos. In jedem Auto war eine Kamera angebracht, die das Innere des Autos filmte. Wahrscheinlich wurden diese Kameras serienmäßig in jedes Auto eingebaut, aber niemand wußte davon, weil SIE die Autoindustrie kontrollierten. Einige Autos waren unterwegs, und Thomas konnte Fahrer, Beifahrer und manchmal sogar noch Personen auf dem Rücksitz sehen. Er hielt kurz an, als er einen Monitor sah, dessen Bild ihm nur allzu bekannt vorkam: Es zeigte das Innere von Susannes Auto. Es war ohne Frage Susannes Auto. Alles stimmte: Die winzige Maus, die vom Rückspiegel herunterhing, ebenso die Tanne, die im Auto Tannenduft verbreiten sollte, der Diddl, der an der linken Scheibe des Autos klebte, der Aufkleber an der Heckscheibe – es konnte eigentlich nur Susannes Auto sein. Alles stimmte bis ins kleinste Detail.
    Thomas kam immer mehr auf den Gedanken, dies könnte eine IHRER Schaltzentralen sein, von der aus sie überprüften, daß alles für SIE zur Zufriedenheit verlief und die Leute weiterhin fleißig an Bielefeld glaubten und sich auch sonst als das Rädchen in der Maschine verhielten, und wer es nicht tat, dem gnade Gott!

  • Sie betraten einen weiteren Raum. Doch hier waren keine Monitore, die Thomas' Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Nur kahle Wände, ein Tisch, drei Stühle und eine Schreibtischlampe. Irgendwie erinnerte die Einrichtung Thomas sehr stark an ein Verhörzimmer aus einem amerikanischen Krimi.
    "Setzen Sie sich", sagte der Mann mit dem Mittelscheitel freundlich. Thomas nahm auf einem der drei Stühle Platz. Auch der Mann mit dem Mittelscheitel setzte sich. Nur Herr Lindemann blieb stehen und verschränkte die Arme. Er hatte breite Schultern – sehr breite Schultern. War überdies noch muskulös gebaut. Fast wie ein Bodyguard.
    Der Mann mit dem Mittelscheitel blieb freundlich. Er sagte: "Ich bin Herbert Schulz vom Fremdenverkehrsverband der Region Ostwestfalen-Lippe. Das hier" – er wies auf den Mann mit der Glatze – "ist Markus Lindemann vom Fremdenverkehrsverband Bielefeld."
    "Fremdenverkehrsverband? Wozu braucht ein Fremdenverkehrsverband solche Überwachungsanlagen?"
    "Halten Sie die Schnauze, ja?" schnaubte Lindemann. "Ich warne Sie! Wir können auch anders! Wenn Sie nicht spuren, werden Sie diesen Raum als Leiche verlassen! Haben Sie verstanden?"
    Thomas schluckte und nickte.
    "Also", fuhr Schulz mit der gewohnten Freundlichkeit fort. "Wir arbeiten eng mit dem Verfassungsschutz zusammen, weil es sich hier um eine höchst heikle Angelegenheit handelt, eine Geheimoperation im Dienste der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratie, wenn Sie verstehen, was ich meine."
    Thomas nickte, und Schulz fuhr fort: "Zunächst einmal: Die Stadt Bielefeld gibt es wirklich, und sie ist auch das, was sie zu sein vorgibt: Eine ganz normale deutsche Großstadt. Da ist nichts merkwürdiges und nichts schreckliches dran."
    "Das habe ich ja nie bestritten", bemerkte Thomas.
    "Hören Sie!" fuhr ihn Lindemann an. "Quasseln Sie nicht dazwischen und hören Sie auf zu lügen! Sie haben die Überwachungsanlagen gesehen! Wir wissen alles über Sie! Wir wissen auch, daß Sie zu einer Gruppe gehören, die nicht an die Existenz von Bielefeld glaubt! Also sagen Sie gefälligst die Wahrheit, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!"
    "Daß es Bielefeld gibt, dafür gibt es Beweise", fuhr Schulz fort. "Beweise, die ich Ihnen gerne an Ort und Stelle zeigen möchte. Und zwar auf der Lindemann-Halbinsel in der Sennestadt. Aber dazu später mehr. Sie fragen sich bestimmt, wenn es denn die Stadt Bielefeld gibt, gibt es denn auch die Bielefeld-Verschwörung? Und hier muß ich auch leider sagen: Ja. Allerdings nicht so, wie man Ihnen weismachen will, verstehen Sie? Denn wir sind nicht SIE. Wir sind die guten Jungs. Die bösen Jungs sind die, die Ihnen weismachen wollen, daß es Bielefeld nicht gibt."
    Thomas' Gedankengebäude fing langsam an zu wanken. Daran hatte er gar nicht gedacht: Daß SIE vielleicht diejenigen waren, zu denen er bereits gehörte, daß die andere Seite eigentlich die Guten waren... Aber vielleicht war es nur ein Trick von IHNEN, ihn für sich zu gewinnen. Nachdem SIE seinen besten Freund getötet hatten, war er sehr gefährlich für sie geworden. Verdammt gefährlich.
    Schulz holte aus seinem Portemonnaie ein Paßfoto hervor und legte es vor Thomas auf den Tisch. Voller Überraschung stellte Thomas fest, daß es sich dabei um Peter, den Antiquar aus Neustadt an der Weinstraße handelte.
    "Kennen Sie diesen Mann?" fragte Schulz.
    Thomas war sich unsicher, ob er die Wahrheit sagen oder ob er lügen sollte. Er wußte schon jetzt nicht mehr, zu welcher Seite er halten sollte, aber schließlich dachte er, im Augenblick wäre es gesünder anzunehmen, daß Schulz und Lindemann die Wahrheit sagten.
    "Ja", antwortete Thomas daher. "Ich habe ihn einmal gesehen. In Neustadt an der Weinstraße."
    "Neustadt an der Weinstraße. Soso, da treibt er sich jetzt rum."
    "Wie, das wissen Sie nicht?"
    "Wir wissen zwar viel, aber noch längst nicht alles. Sonst müßten wir Sie ja auch nicht fragen. Aber ich werde Ihnen mal erzählen, wer das ist: Sein richtiger Name ist Werner Kobolski. Nach dem Krieg war er zunächst Mitglied der KPD, hier in Westdeutschland. Nach dem Verbot der KPD ging er in die DDR über und arbeitete für die Stasi. Hauptsächlich Spionage in der Bundesrepublik. Sein Ziel war es, die Bundesrepublik zu einem Arbeiter- und Bauernstaat sozialistischer Natur umzukrempeln und sie dann der DDR anzuschließen. Quasi Wiedervereinigung im Sinne der DDR. Er war damit, wie wir alle wissen, nicht erfolgreich. Die von Mitarbeitern unseres Geheimdienstes inszenierten Montagsdemonstrationen führten zu dem Erfolg, den wir alle kennen. Nach der Wende ging Kobolski in den Untergrund und arbeitete geschickt an einer Verschwörungstheorie, die vor allem bei Linksalternativen auf fruchtbaren Boden fiel. Er entwarf die Idee des Neoimperialismus und verschmolz sie mit Verschwörungstheorien über Illuminati und Freimaurer. Nach seiner Theorie, ist die Bundesrepublik kein demokratisches System, sondern eine neoimperialistische Scheindemokratie, in der die Politiker nur Marionetten in einem System von Geheimbünden sind, die nach der Weltherrschaft streben. Nach seiner Theorie sind Politik, Wirtschaft und Medien bereits von einem Geheimbündnis unterwandert, das aus den Freimaurern, den Scientologen und den Illuminaten besteht. Den Wettstreit der Parteien sieht er nur als Theater an, weil sich die Geheimbündnisse schon vorher abgesprochen haben, wer welche Position übernimmt. Geheimes Steuerungszentrum und geheime Hauptstadt der Bundesrepublik ist Bielefeld. Die Universität Bielefeld ist nur eine Ausbildungsstätte der künftigen Elite, und die Stadt Bielefeld gibt es nicht. Laut Kobolski existieren nur das Bielefeld-Zentrum, das dazu da ist, die Illusion aufrechtzuerhalten, Bielefeld gäbe es, dann das Stadion, in dem die Arminia spielt, und noch ein paar Stadtteile, vorzugsweise in der Nähe der Autobahn. Dazu gehört auch die Sennestadt, die für Kobolski das eigentliche Bielefeld ist. Hier sollen angeblich diejenigen wohnen, die im Bielefeld-Zentrum arbeiten. Die Sennestadt wurde Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre am Südrand des Teutoburger Waldes angelegt, um eine Arbeitersiedlung für die Leute, die in Bielefeld arbeiten, zu schaffen. Die Stadt Bielefeld sollte dadurch entlastet werden. Kobolski behauptet, Bielefeld würde von der Sennestadt aus regiert werden."
    "Wie kommt Kobolski auf diese abstrusen Ideen?" fragte Thomas.
    Schulz holte tief Luft und fuhr dann fort: "Vor einigen Jahren kursierte im Internet ein Text, in dem behauptet wurde, die Stadt Bielefeld gäbe es nicht. Dieser Text war ursprünglich scherzhaft gemeint, wurde aber von einigen Leuten ernst genommen – und diese sammelten natürlich Indizien dafür, daß es Bielefeld nicht gibt. Kobolski kam das ganze natürlich nur recht. Es war quasi der Aufhänger für seine Verschwörungstheorie. Er suchte sich Leute, die für solche Dinge anfällig waren und versuchte sie, auf dem Weg der Verschwörungstheorie zu Staatsfeinden zu machen. So gelang es ihm, innerhalb weniger Monate, ein ganzes Verschwörungsnetzwerk aufzubauen, das sich über die ganze Bundesrepublik zieht – mit Ausnahme der Region Ostwestfalen-Lippe. Kobolski achtet darauf, daß er hauptsächlich Leute zieht, bei denen linkes Gedankengut auf fruchtbaren Boden fällt: Studenten, Arbeitslose und Kleinunternehmer. Um seine Leute unter Druck zu setzen und zu beweisen, wie gefährlich sie leben, setzt er sie ständigen Bedrohungen aus, benutzt Autos mit Bielefelder Kennzeichen und geht sogar soweit, daß er seine eigenen Leute umbringt und die Morde wie Unfälle aussehen läßt – wobei er allerdings darauf achtet, daß der Bezug zu Bielefeld immer gegeben ist."
    "Sie meinen, er hat meinen Freund umgebracht, nicht SIE?"
    "Das ist richtig", fuhr Schulz fort. "Weder wir, noch der Verfassungsschutz haben Interesse daran, Leute zu töten. Das macht einzig und allein Kobolski. Er fälscht die Indizien dafür, daß es Bielefeld nicht gibt – er tut alles, um die Leute von seiner Verschwörungstheorie zu überzeugen. Und das ist gefährlich. Kobolski ist verdammt gefährlich. Schon jetzt übt er auf eine sehr große Gruppe Macht aus. Wenn es so weitergeht, wird er bald das Gesellschaftssystem umstürzen und eine linksalternative Basisdemokratie einführen. Dann wird es die Bundesrepublik – so wie wir sie kennen – nicht mehr geben. Kobolski ist der Anführer der Bielefeld-Verschwörung, und die Stadt Bielefeld hat damit kaum etwas zu tun. Sie ist nur der Aufhänger von dem ganzen. Wir vom Fremdenverkehrsverband Ostwestfalen-Lippe sind allerdings schon sehr schnell darauf gekommen, daß immer weniger Touristen in unsere Region und sogar noch sehr viel weniger nach Bielefeld kommen. Es kursieren eben lauter Horrorgeschichten über das Bielefeld-Zentrum. Unsere Aufgabe ist es, gegen die Bielefeld-Verschwörung anzukämpfen und die Stadt Bielefeld und die Region Ostwestfalen-Lippe für den Tourismus wieder attraktiver zu machen. Kobolskis Einfluß darf nicht unterschätzt werden!"
    Thomas wurde sich immer unsicherer. Sollte er dem glauben oder nicht? Langsam begriff er, daß er zwischen die Fronten geraten war. Scheiße auch! Die einen wollten ihn, die anderen auch. War er jetzt so eine Art Doppelagent? Aber wer hatte nun Klaus umgebracht? Die eine oder die andere Seite? Welche Seite sollte er nun unterstützen? Welcher Seite konnte er glauben?
    "Wer garantiert mir, daß Sie die Wahrheit sagen?" fragte er.
    "Sie tun besser, was wir sagen, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!" entgegnete Herr Lindemann unwirsch.
    "Was wir sagen wollen, ist, wir möchten, daß Sie die Fronten wechseln und zu uns kommen", sagte Schulz.
    "Andernfalls..." bemerkte Lindemann und fuhr mit seiner flachen Handkante über seinen Hals, als wollte er eine Enthauptung andeuten.
    "Entweder, Sie spielen mit, oder ein bedauernswerter Unfall wird sich ereignen, und in der Nähe wird man einen Hinweis auf die Stadt Bielefeld finden", fuhr Schulz fort. "Was SIE können, können wir schon lange."
    Lindemann ging ein paar Schritte und setzte sich auf den Stuhl der noch frei war. "Ihr erster Auftrag ist: Töten Sie Kobolski."
    "Nein, das werde ich nicht tun. Das werde ich nie und nimmer tun. Ich habe noch nie einen Menschen getötet, und ich werde es auch niemals tun."
    "Töten Sie ihn, oder Sie werden selbst getötet!" schrie Lindemann.
    Thomas fuhr zusammen. Sie hatten ihn in der Hand, und er mußte tun, was sie sagten – ob er wollte oder nicht. Er hatte keine andere Wahl.
    "Warum töten Sie ihn nicht selber?" fragte er. "Oder setzen einen Profi-Killer auf ihn an?"
    "Wir haben unsere Gründe", antwortete Schulz freundlich. "Niemand wird je auf die Idee kommen, daß Sie als einer seiner Anhänger ihn umbringen."
    "Ich warne Sie", sagte Lindemann. "Wir werden Sie auf Schritt und Tritt beobachten. Wenn Sie versagen... Sie wissen ja, was dann passiert!"
    "Es wird aber auch etwas passieren, wenn Sie Erfolg haben", fuhr Schulz fort. "Und zwar eine Belohnung: Eine Villa in Bielefeld und einen fünfstelligen Betrag monatlich als lebenslange Sofortrente mit Inflationsschutz. Das heißt, Sie können ein Leben lang tun und lassen, was Sie wollen und müssen sich nicht mehr um Jobs und solchen Blödsinn kümmern."
    "Hört sich verlockend an", bemerkte Thomas.

  • "Ja, ist es auch. Aber Sie sollten immer bedenken: Unsere Demokratie ist in Gefahr, so lange Kobolski lebt. Irgendwann wird er so viele Menschen von seinen Hirngespinsten überzeugt haben, daß es für uns alle eine Gefahr darstellt – und irgendwann werden wir in einer kommunistischen Diktatur aufwachen mit Kobolski als Führer. Und er wird ganz frech von Bielefeld aus regieren. Wir haben nun die folgenden Instruktionen für Sie: Sie werden als erstes zusammen mit Ihrer Freundin in die Sennestadt fahren. Fahren Sie in das Zentrum des Stadtteils auf die Lindemann-Halbinsel, wo die Stadtteilverwaltung steht. Wir werden Sie beobachten. Während wir hier geredet haben und Ihre Freundin auf Toilette war, haben Handwerker aus unserem blauen Lieferwagen eine Autobombe mit Fernzündung im Wagen Ihrer Freundin installiert. Wir werden Sie jetzt beobachten. Sollten Sie sich querstellen und nicht in die Sennestadt fahren, werden wir die Autobombe hochgehen lassen. Sie werden folgende Route benutzen: Bis zum Kasseler Kreuz fahren Sie weiterhin die A7, danach dann A44 bis zum Kreuz Wünnenberg-Haaren. Von dort aus weiter die A33 bis zum Bielefelder Kreuz und die A2 bis zur Ausfahrt Bielefeld-Sennestadt. Fahren Sie dann in die Sennestadt hinein und auf die Lindemann-Halbinsel. Halten Sie diese Route unbedingt ein. Wenn Sie davon abweichen, werden wir die Bombe zünden, es sei denn, es gibt einen wirklich wichtigen Grund, die Autobahn zu verlassen, wie zum Beispiel eine Vollsperrung. Ansonsten geht die Bombe hoch. In der Sennestadt werden Sie weitere Instruktionen empfangen. Liefern Sie dann ihre Freundin in Bielefeld im Hotel ab und fahren Sie zurück nach Mannheim. Dort werden Sie dann unsere Instruktionen befolgen. Wir wünschen Ihnen viel Glück."


    Als Thomas wenig später die Raststätte verließ, stand Susanne schon am Auto und nuckelte an einer Capri-Sonne. "Sag mal, wo warst denn du?" fragte sie. "Hast du nicht versprochen, daß du vor den Toiletten auf mich wartest?"
    "Sorry, du, ich mußte selber noch auf Toilette, und außerdem habe ich mir noch etwas geholt." Er hielt ein Mars und einen Stern in die Höhe. Lindemann und Schulz hatten ihm beides als Alibi in die Hand gedrückt.
    "O.K. Folgendes", sagte er, als sie im Auto saßen. "Ich würde vorschlagen, daß wir zunächst einmal in die Sennestadt fahren und uns dort mal umsehen. Erst dann fahren wir nach Bielefeld rein."
    "Was willst du denn in der Sennestadt?" fragte Susanne neugierig.
    "Die Sennestadt wurde Anfang der sechziger Jahre gebaut. Wenn wir irgendwo erfahren, ob es gefährlich ist, nach Bielefeld zu fahren oder nicht, dann dort."
    "Ich will davon nichts mehr hören", sagte sie.
    "Vertrau mir, bitte es ist wichtig."
    "Jetzt komm mir bloß nicht wieder mit so Scherzen wie Bielefeld gibt es nicht! Natürlich gibt es Bielefeld. Sonst hätten wir da ja auch keine Tagung!"
    "Ich rede nicht von irgendwelchen Hirngespinsten. Verdammt, jemand WILL, daß wir in die Sennestadt fahren. Er hat eine Autobombe hier drinnen versteckt, und wenn wir nicht in die Sennestadt fahren, gehen wir in die Luft."
    "Du spinnst. Sind wir denn hier in einem James-Bond-Film oder was?"
    "So langsam komme ich mir so vor", murmelte Thomas.
    "Bitte?"
    "Ach, nichts. Können wir vielleicht mal das Thema wechseln? Wir fahren zunächst in die Sennestadt, und damit basta!"
    "Wenn du unbedingt willst..." Sie seufzte.


    Ein Blick in den Rückspiegel verriet Thomas, daß der blaue Lieferwagen wieder hinter ihnen her war. Aber diesmal machte sich Thomas keine Sorgen. So lange Susanne den vorgeschriebenen Kurs einhielt und keine Mätzchen machte, brauchte er jetzt vor nichts mehr Angst zu haben – jedenfalls nicht, bevor er in der Sennestadt angekommen war.
    Er schaltete das Autoradio an, stellte es auf HR3 ein. Pop-Gedudel erfüllte das Auto. Aber es ersparte Thomas wenigstens die Mühe, krampfhaft nach einem Gesprächsthema zu suchen, wenn er gerade keines parat hatte. Bis Kassel unterhielten sie sich nur über das was sie auf und neben der Straße sahen, doch nachdem sie bei Kassel auf die A44 abgebogen waren, fragte Susanne: "Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?"
    "Was soll los sein?"
    "Naja, dein komisches Verhalten, deine Bielefeld-Phobie. Und jetzt diese Paranoia und Wahnvorstellungen von wegen Autobombe."
    "Das sind keine Wahnvorstellungen."
    "Willst du mir nicht darüber erzählen?"
    "Warum vertraust du mir nicht einfach?"
    "Du solltest mir vertrauen und mir alles erzählen. Wir haben jetzt viel Zeit dazu."
    Thomas zögerte. Er hatte keine Lust, seiner Freundin zu erzählen, daß er Kobolski umbringen sollte. Das hätte sie nur beunruhigt. Mehr noch: Sie würde vielleicht versuchen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Aber war das denn so schlecht? Vielleicht schon. Lindemann hatte auf Thomas so gewirkt, als machte er keine Scherze. Verdammt, da war er in was reingeschlittert! Warum nur hatte er sich darauf eingelassen? Aber selbst wenn er sich nicht darauf eingelassen hätte... das hätte Klaus' Tod auch nicht verhindert. Wie er sich auch verhalten hätte – früher oder später wäre er in diese Sache sowieso hineingeschlittert. Jetzt galt es, zunächst sein eigenes Leben zu retten, dann die Demokratie. Doch das war auch schon schwierig. Welche der beiden Seiten hatte recht? War die Bundesrepublik Deutschland eine Demokratie oder eine Scheindemokratie? Wollte Kobolski Deutschland befreien oder unterwerfen? Hieß er überhaupt Kobolski?
    "Also, was ist jetzt?" Sie sah ihn ernst an.
    "Nö, lieber nicht."
    "Also, was ist jetzt? Bin ich nun deine Freundin oder nicht?"
    "Du bist meine Freundin, Schatz. Und nicht nur das. Du bist mein Leben."
    "Dann solltest du auch keine Geheimnisse vor mir haben, oder?"
    "Susi, das geht über deinen Horizont. Du hast mich doch schon für verrückt erklärt, als ich behauptet hatte, Bielefeld gäbe es nicht. Ich weiß es jetzt auch nicht mehr. Möglich, daß es Bielefeld gibt. Vielleicht gibt es die Stadt aber auch nicht."
    "Thomas, haben wir uns in den Monaten, in denen wir schon zusammen sind, nicht alles erzählt?"
    Thomas nickte. "Schon, aber diesmal ist es etwas anderes. Ich weiß selber nicht, was hier vorgeht. Ich habe versucht, dich in meine Geheimnisse einzuweihen. Ich habe es damals versucht, als ich verhindern wollte, daß du nach Bielefeld fährst. Du hast es mir damals nicht geglaubt. Jetzt ist es zu spät. Jetzt müssen wir nach Bielefeld fahren, und du mußt mir vertrauen."
    Susanne beschloß zu schmollen, und so schwiegen sie lange Zeit.
    Sie befanden sich kurz vor Paderborn, als sie in einen Stau gerieten, und es war nicht irgendein kleiner Stau. Irgendwann schien nichts mehr zu gehen. Sie standen in der Schlange. Die Autos standen, und es ging weder vor noch zurück. Schon stiegen die ersten aus ihren Autos aus, spazierten auf der Fahrbahn herum und hielten Ausschau, wie weit der Stau noch nach vorne reichte. Einige setzten sich auf die Leitplanken oder machten es sich sonst irgendwie gemütlich. Auch Thomas stieg aus, und Susanne folgte ihm.
    "Wenn der Stau bei der nächsten Ausfahrt immer noch nicht zu Ende ist, fahren wir runter", sagte sie.
    "Lieber nicht", entgegnete er.
    "Warum nicht?"
    "Hast du das mit der Autobombe vergessen?"
    "Komm, bitte hör auf mit dem Schwachsinn."
    "Das ist kein Schwachsinn!"
    "Bitte, Thomas. Erzähl mir die ganze Story. Von Anfang an. Vielleicht kann ich dir helfen – und auf jeden Fall hält es mich davon ab, einen Fehler zu machen."
    "O.K." Thomas fing an. Er erzählte alles von dem Moment an, da ihm Klaus gesagt hatte, Bielefeld gäbe es nicht. Er erzählte alles genau, wie es passiert war, ließ nichts aus. Er zögerte zwar an der Stelle, an der man ihm gesagt hatte, er sollte Kobolski umbringen, aber auch hier nahm er schließlich all seinen Mut und erzählte es seiner Freundin. Sie hörte zu, nickte und schien ihm zu glauben. Ja, sie glaubte und vertraute ihm wieder. Weil er sich ein Herz genommen hatte, ihr alles zu erzählen.
    Und während er erzählte löste sich der Stau zwar nicht unbedingt auf, aber es ging doch ein ganzes Stück weiter. Als er geendet hatte, schwieg Susanne ein wenig. Dann sagte sie: "Du sitzt ganz schön in der Scheiße, weißt du das? Du sollst diesen Kobolski umbringen. Mann ist dir eigentlich klar, was die da von dir verlangen?"
    Er nickte. "Es gibt nichts schlimmeres, als einen Menschen zu töten."
    "Und warum weigerst du dich nicht einfach?"
    "Du hast es doch gehört: Wenn ich ihn nicht töte, töten sie mich."
    "Dann denk mal nach. Denk mal nach, was du wirklich willst. Und denk auch darüber nach, daß du ein Christ bist. Es haben schon Menschen einen Märtyrertod erleidet, von denen weit weniger verlangt wurde. Nur ein bißchen Kaiserverehrung oder sowas. Abkehr vom Glauben, was weiß ich."
    "Du meinst..."
    "Ja."
    "Und das sagst du so einfach? Du wirst meinen Tod bestimmt nicht verkraften."
    "Wenn du schon sterben mußt, dann will ich mit dir sterben."
    "Du willst doch nicht etwa..."
    "Doch. Ich würde an deiner Stelle lieber sterben als zum Mörder werden."
    "Du spinnst ja."
    "Tue ich nicht. Ich werde an der nächsten Ausfahrt die Autobahn verlassen und dann irgendwo hinfahren, wo eine Autobombe nicht viel anrichten kann."
    "Bitte, tue es nicht. Wir haben unser Leben doch noch vor uns!"
    "Jetzt nicht mehr. Ich kann es nicht zulassen, daß du zum Mörder wirst."
    "Bist du übergeschnappt?"
    "Bin ich nicht. Ich habe nur nachgedacht. Wir alle sind für das, was wir tun, selbst verantwortlich. Denk doch mal nach: Wenn du Kobolski umbringst, wirst du dir dein ganzes Leben lang Vorwürfe machen. Du wirst immer daran denken, daß du einen Menschen getötet hast. Kannst du das denn mit deinem Gewissen vereinbaren, Thomas? Hast du nicht irgendwann mal Zivildienst geleistet? Weigere dich einfach. Es ist nicht gesagt, daß sie eine Autobombe gelegt haben. Vielleicht haben sie auch nur geblufft. Um dich einzuschüchtern. Solche Leute sind zu allem fähig. Ich werde jedenfalls bei der nächsten Ausfahrt runterfahren – koste es, was es wolle."
    "Bitte, Susanne, willst du denn keine Kinder haben?"
    "Nicht wenn Blut an den Händen ihres Vaters klebt."
    "Du übertreibst mit der Christlichkeit. Wir hatten doch schon Sex vor der Ehe, obwohl das nach der Bibel auch verboten ist."
    "Das ist etwas anderes. Wenn wir vor der Ehe miteinander schlafen, dann tut das keinem weh. Aber ein Mord tut verdammt vielen Leuten weh – nämlich der Person selber und all ihren Angehörigen. Denk daran, wie das mit Klaus war."

  • Thomas dachte nach. Ja, der Tod seines besten Freundes hatte ihn sehr mitgenommen. Er hatte die Leute verflucht, die ihn umgebracht hatten. Er hatte Rache geschworen. Klaus hatte ihm sehr gefehlt, und er hatte seinen Tod nie vollständig verkraften können.
    "Derjenige, der Klaus umgebracht hat, war ein gefühlloses, herzloses Schwein", fuhr Susanne fort. "Willst du so enden?"
    "Nein!" antwortete Thomas.
    "Sehr gut. Klaus wäre stolz auf dich. Dadurch, daß du Rache an ihm übst, wird er auch nicht wieder lebendig. Du begibst dich nur auf das Niveau dieser miesen Drecksäcke. Und bevor sie dich erschießen und mich zur Witwe machen, bevor ich überhaupt geheiratet habe, möchte ich mit dir sterben. Mit dir zusammen möchte ich ins Paradies. Bist du immer noch dagegen?"
    "Ich weiß nicht. Ich habe Angst vor dem Tod."
    "Die habe ich auch. Man weiß nicht, was danach kommt."
    "Aber was immer danach kommen mag: Wir haben anderen Paaren eines voraus: Wir werden es wenigstens gemeinsam durchstehen."
    "Amen."
    "So, und jetzt wie Thelma und Louise."
    "Na, hoffentlich gibt es keine Autobombe."


    Sie hatten die Ausfahrt Paderborn-Zentrum erreicht. Im Rückspiegel konnte Thomas den blauen Lieferwagen erkennen. Susanne setzte den Blinker und fuhr von der Autobahn. Der blaue Lieferwagen dagegen blieb auf der Autobahn. Sie waren nicht die einzigen, die die Autobahn an dieser Ausfahrt verließen. Vor ihnen fuhr ein dunkler Mercedes, hinter ihnen ein blauer VW Golf.
    "Jetzt gib mir deine Hand", sagte Susanne.
    "Mußt du nicht lenken?"
    "Gib mir deine Hand."
    Für einen kurzen Augenblick hielten sie sich an den Händen, dann mußte Susanne wieder schalten. Aber so lange es ging, hielten sie sich danach wieder an den Händen. Nachdem sie die Ausfahrt verlassen hatten, bog Susanne in die B1 in Richtung Salzkotten ein. Sie fuhr einige Meter und parkte dann den Wagen am Straßenrand. Dann schaltete sie den Motor aus. Sie schnallte sich ab, und auch Thomas schnallte sich ab. Ihre Gesichter näherten sich. Sie preßten ihre Lippen aufeinander, ihre Münder öffneten sich, und ihre Zungen berührten sich. Thomas spürte das Kribbeln wie am ersten Abend, bei dem ersten Rendezvous, damals als sie ihn das erste Mal geküßt hatte. Und er wußte: Schon jetzt war er mit ihr zusammen im Paradies. Was jetzt kam, konnte nur noch schöner werden, als alle irdischen Freuden, die er bisher erlebt hatte. Das war das letzte, was er dachte. Danach war ein großer Knall zu hören, und das Auto verwandelte sich in einen Feuerball.

  • Neider gibt es überall.


    Und wenn man es mal objektiv sieht, ist bielefeld einfach die beste stadt, die es auf diesem kontinent gibt. sowohl von der größe als auch vom umfeld.

  • Zitat

    Original von Block 3
    :D tut mir leid, aber du kannst nicht im ernst verlangen das man sich das alles durch liest :pillepalle: :) 8o


    ich kann dir sagen, ich hab mir die geschichte vor n paar monaten auf der ursprungspage durchgelesen und kann dir sagen, dass es sich nicht wirklich lohnt.

  • Richtig gut ist die Geschichte nicht. Man merkt schon, daß ein Amateur-Schriftsteller am Werk war. Ich habe das heute abend mal flott durchgelesen und dabei die gröbsten Schnitzer weglektoriert. Interessant finde ich allerdings die Grundidee von wegen "Bielefeld gibt es nicht." Aber für einen Bestseller ist das natürlich zu wenig.


    Eine Sache beunruhigt mich allerdings. Während ich den Roman durchlas, brachte NDR 2 zweimal (!) die Meldung über eine Straßensperre bei Bielefeld. Also so etwas bringt der NDR normalerweise nicht. Und auch nachdem ich den Text aufgestückelt hier ins Forum reinkopiert habe, kommt die Bielefeld-Meldung jetzt immer wieder. Ich glaube, SIE wollen mir suggerieren, daß es Bielefeld gibt... *bibber-bibber*



    KSV-Jens
    Priester frischer Alpträume

  • Warnung: Diese Seite enthält Material, von dem SIE nicht wollen, dass es bekannt wird. Speichern Sie diese Seite nicht auf Ihrer lokalen Platte ab, denn sonst sind Sie auch dran, wenn SIE plötzlich bei Ihnen vor der Tür stehen, und das passiert schneller, als man denkt. Auch sollten Sie versuchen, alle Hinweise darauf, dass Sie diese Seite jemals gelesen haben, zu vernichten. Tragen Sie diese Seite auf keinen Fall in ihre Hotlist/Bookmarks/etc... ein!!! Vielen Dank für die Beachtung aller Sicherheitsvorschriften.
    Die Geschichte der Entdeckung: Vor einigen Jahren fiel es einigen Unerschrockenen zum ersten Mal auf, dass in den Medien immer wieder von einer Stadt namens 'Bielefeld' die Rede war, dass aber niemand jemanden aus Bielefeld kannte, geschweige denn selbst schon einmal dort war. Zuerst hielten sie dies für eine belanglose Sache, aber dann machte es sie doch neugierig. Sie unterhielten sich mit anderen darüber, ohne zu ahnen, dass dies bereits ein Fehler war: Aus heutiger Sicht steht fest, dass jemand geplaudert haben muss, denn sofort darauf wurden SIE aktiv. Plötzlich tauchten Leute auf, die vorgaben, schon einmal in Bielefeld gewesen zu sein. Sogar Personen, die vormals noch laut Zweifel geäußert hatten, berichteten jetzt davon, sich mit eigenen Augen von der Existenz vergewissert zu haben - immer hatten diese Personen bei ihren Berichten einen seltsam starren Blick. Doch da war es schon zu spät - die Saat des Zweifels war gesät. Weitere Personen stießen zu der Kerngruppe der Zweifler, immer noch nicht sicher, was oder wem man da auf der Spur war.


    Dann, im Oktober 1993, der Durchbruch: Auf der Fahrt von Essen nach Kiel auf der A2 erhielten vier der hartnäckigsten Streiter für die Aufdeckung der Verschwörung ein Zeichen: Jemand hatte auf allen Schildern den Namen 'Bielefeld' mit orangem Klebeband durchgestrichen. Da wusste die Gruppe: Man ist nicht alleine, es gibt noch andere, im Untergrund arbeitende Zweifler, womöglich über ganz Deutschland verteilt, die auch vor spektakulären Aktionen nicht zurückschrecken. Von da an war uns klar: Wir müssen diese Scharade aufdecken, koste es, was es wolle!


    Das Ausmaß der Verschwörung, der Aufwand, mit dem die Täuschung der ganzen Welt betrieben wird, ist enorm. Die Medien, von denen ja bekannt ist, dass sie unter IHRER Kontrolle stehen, berichten tagaus, tagein von Bielefeld, als sei dies eine Stadt wie jede andere, um der Bevölkerung das Gefühl zu geben, hier sei alles ganz normal. Aber auch handfestere Beweise werden gefälscht: SIE kaufen hunderttausende von Autos, versehen sie mit gefälschten 'BI-Kennzeichen und lassen diese durch ganz Deutschland fahren. SIE stellen, wie bereits oben geschildert, entlang der Autobahnen große Schilder auf, auf denen Bielefeld erwähnt wird. SIE veröffentlichen Zeitungen, die angeblich in Bielefeld gedruckt werden. Anscheinend haben SIE auch die Bundespost in Ihrer Hand, denn sowohl im AVON als auch im PLZB findet man Einträge für Bielefeld. Einige Leute behaupten sogar in Bielefeld studiert zu haben und können auch gut gefälschte Diplome u.ä. der angeblich existenten Uni Bielefeld vorweisen.


    Aber auch vor dem Internet machen SIE nicht halt. SIE vergeben Mail-Adressen für die Domain .uni-bielefeld.de, und SIE folgen auch den neuesten Trends: Im WWW findet man eine Stadtinfo für Bielefeld, sogar mit Bildern. Wenn man sich diese Bilder genau ansieht, merkt man als kritischer Beobachter allerdings sofort: Diese Bilder können überall aufgenommen worden sein, keines dieser Bilder stellt einen Beweis für die Existenz Bielefelds dar. Wir sind noch nicht dahinter gekommen, wo der Rechner steht, auf dem die Domain uni-bielefeld.de gefälscht wird, aber wir arbeiten daran.


    Die schrecklichste Maßnahme, die SIE ergriffen haben, ist aber zweifelsohne immer noch die Gehirnwäsche, der immer wieder harmlose Menschen unterzogen werden, die dann anschließend auch die Existenz von Bielefeld propagieren. Immer wieder verschwinden Menschen, gerade solche, die sich öffentlich zu ihren Bielefeldzweifeln bekannt haben, nur um dann nach einiger Zeit wieder aufzutauchen und zu behaupten, sie seien in Bielefeld gewesen. Womöglich wurden einige Opfer sogar mit Telenosestrahlen behandelt. Diesen armen Menschen konnten wir bisher nicht helfen. Wir haben allerdings inzwischen einen Verdacht, wo diese Gehirnwäsche durchgeführt wird: Im sogenannten Bielefeld-Zentrum, wobei SIE sogar die Kaltblütigkeit besitzen, den Weg zu diesem Ort des Schreckens von der Autobahn aus mit großen Schildern auszuschildern. Wir sind sprachlos, welchen Einfluss SIE haben.


    Was steckt dahinter?


    Dies ist die Frage, auf die wir auch nach jahrelangen Untersuchungen immer noch keine befriedigende Antwort geben können. Allerdings gibt es einige Indizien, die auf bestimmte Gruppierungen hinweisen:


    Es könnte eine Gruppe um den Sternenbruder und Weltenlehrer Ashtar Sheran dahinterstecken, die an der Stelle, an der Bielefeld liegen soll, ihre Landung vorbereiten, die - einschlägiger Fachliteratur zufolge - kurz bevorsteht. Zu dieser Gruppe sollen auch Elvis und Kurt Cobain gehören, die beide - vom schwedischen Geheimdienst gedeckt - noch am Leben sind.
    An der Stelle, an der Bielefeld liegen soll, hält die CIA John F. Kennedy seit dem angeblichen Attentat versteckt, damit er nichts über die vorgetäuschte Mondlandung der NASA erzählen kann. Inwieweit die Reichsflugscheibenmacht von ihrer Mond- oder Marsbasis aus da mitspielt, können wir nicht sagen, da alle Beweise beim Abschuss der schwer bewaffneten Marssonde Observer vernichtet wurden. Informationen hierüber besitzt vielleicht der Vatikan, der seit den 50er Jahren regelmäßig mit tachyonenangetriebenen Schiffen zum Mars fliegt.
    Der MOSSAD in Zusammenarbeit mit dem OMEGA-Sektor planen an dieser Stelle die Errichtung eines geheimen Forschungslabors, weil sich genau an diesem Ort zwei noch nicht dokumentierte Ley-Linien kreuzen. Dort könnte auch der Jahrtausende alte Tunnel nach Amerika und Australien (via Atlantis) seinen Eingang haben. Wichtige Mitwisser, namentlich Uwe Barschel und Olaf Palme, wurden von den mit dem MOSSAD zusammenarbeitenden Geheimdiensten, darunter die Stasi und die weniger bekannte 'Foundation', frühzeitig ausgeschaltet.
    An der Stelle liegt die Höhle eines der schlafenden Drachen aus dem Vierten Zeitalter, die auf das Erwachen der Magie am 24. Dezember 2011 (siehe hierzu den Maya-Kalender) warten. Beschützt wird diese Stelle von den Rittern des Ordenskreuzes AAORRAC, die sich inzwischen mit der Herstellung von programmiertem Wasser beschäftigen – nach einen Rezept, das sie unter brutaler Folter von Ann Johnson bekommen haben. Diese hatte es bekanntlich von hohen Lichtwesen aus dem All erhalten, um die Menschheit vor außerirdischen Implantaten bis Stufe 3 zu schützen.
    Was können wir tun?
    Zum einen können wir alle an den Bundestag, das Europaparlament und die UNO schreiben, um endlich zu erreichen, dass SIE nicht mehr von den Politikern gedeckt werden. Da aber zu befürchten ist, dass SIE die Politik - so wie auch das organisierte Verbrechen und die großen Weltreligionen - unter Kontrolle haben, sind die Erfolgschancen dieses Weges doch eher zweifelhaft.
    Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass sich alle Bielefeldzweifler treffen und gemeinsam durch transzendentale Meditation (TM) soviel positive Ausstrahlung erzeugen, dass der Schwindel auffliegt. Eine ähnliche Vorgehensweise hat in Washington, D.C. für eine Senkung der Verbrechensrate um über 20% gesorgt. Besonders effektiv ist dies im Zusammenwirken mit Hopi-Kerzen im Ohr und Yogischem Schweben.
    Das, was wir alle aber für uns im kleinen tun können, ist folgendes: Kümmert euch um die bedauernswerten Opfer der Gehirnwäsche, umsorgt sie, macht ihnen behutsam klar, dass sie einer Fehlinformation unterliegen.
    Und bekennt euch alle immer offen, damit SIE merken, daß wir uns nicht länger täuschen lassen:
    Bielefeld gibt es nicht!!!

  • Die Bielefeld-Verschwörung
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    Vielen Dank für die Beachtung aller Sicherheitsvorschriften.




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    Die Geschichte der Entdeckung 
    Vor einigen Jahren fiel es einigen Unerschrockenen zum ersten Mal auf, daß in den Medien immer wieder von einer Stadt namens 'Bielefeld' die Rede war, daß aber niemand jemanden aus Bielefeld kannte, geschweige denn selbst schon einmal dort war. Zuerst hielten sie dies für eine belanglose Sache, aber dann machte es sie doch neugierig. Sie unterhielten sich mit anderen darüber, ohne zu ahnen, daß dies bereits ein Fehler war: Aus heutiger Sicht steht fest, daß jemand geplaudert haben muß, denn sofort darauf wurden SIE aktiv. Plötzlich tauchten Leute auf, die vorgaben, schon einmal in Bielefeld gewesen zu sein; sogar Personen, die vormals noch laut Zweifel geäußert hatten, berichteten jetzt davon, sich mit eigenen Augen von der Existenz vergewissert zu haben - immer hatten diese Personen bei ihren Berichten einen seltsam starren Blick. Doch da war es schon zu spät - die Saat des Zweifels war gesät. Weitere Personen stießen zu der Kerngruppe der Zweifler, immer noch nicht sicher, was oder wem man da auf der Spur war.


    Dann, im Oktober 1993, der Durchbruch: Auf der Fahrt von Essen nach Kiel auf der A2 erhielten vier der hartnäckigsten Streiter für die Aufdeckung der Verschwörung ein Zeichen: Jemand hatte auf allen Schildern den Namen 'Bielefeld' mit orangem Klebeband durchgestrichen. Da wußte die Gruppe: Man ist nicht alleine, es gibt noch andere, im Untergrund arbeitende Zweifler, womöglich über ganz Deutschland verteilt, die auch vor spektakulären Aktionen nicht zurückschrecken. Von da an war uns klar: Wir müssen diese Scharade aufdecken, koste es, was es wolle!

    Das Ausmaß der Verschwörung
     
    Der Aufwand, mit dem die Täuschung der ganzen Welt betrieben wird, ist enorm. Die Medien, von denen ja bekannt ist, daß sie unter IHRER Kontrolle stehen, berichten tagaus, tagein von Bielefeld, als sei dies eine Stadt wie jede andere, um der Bevölkerung das Gefühl zu geben, hier sei alles ganz normal. Aber auch handfestere Beweise werden gefälscht: SIE kaufen hunderttausende von Autos, versehen sie mit gefälschten 'BI-'Kennzeichen und lassen diese durch ganz Deutschland fahren. SIE stellen, wie bereits oben geschildert, entlang der Autobahnen große Schilder auf, auf denen Bielefeld erwähnt wird. SIE veröffentlichen Zeitungen, die angeblich in Bielefeld gedruckt werden. Anscheinend haben SIE auch die Deutsche Post AG in Ihrer Hand, denn auch im PLZB findet man einen Eintrag für Bielefeld. Einige Leute behaupten sogar in Bielefeld studiert zu haben und können auch gut gefälschte Diplome u.ä. der angeblich existenten Uni Bielefeld vorweisen.


    Aber auch vor dem Internet machen SIE nicht halt. SIE vergeben Mail-Adressen für die Domain .uni-bielefeld.de, und SIE folgen auch den neuesten Trends: Man hat versucht, im WWW eine "Stadtinfo über Bielefeld" zu konstruieren, sogar mit Bildern; ein Versuch, der allerdings inzwischen fehlgeschlagen ist. Wenn man sich diese Bilder genau ansah, merkte man als kritischer Beobachter nämlich sofort: Diese Bilder konnten überall aufgenommen worden sein, keines dieser Bilder stellte einen Beweis für die Existenz Bielefelds dar. Als offensichlich wurde, daß dieser Teil der Täuschung ein Fehlschlag war, hat man diese Seite sofort gelöscht. Wir sind noch nicht dahinter gekommen, wo der Rechner steht, auf dem die Domain .uni-bielefeld.de gefälscht wird; wir arbeiten daran. Inzwischen wurde auch von einem IHRER Agenten - der Täter ist uns bekannt - versucht, diese WWW-Seite zu sabotieren, ich konnte den angerichteten Schaden jedoch zum Glück wieder beheben.


    Die schrecklichste Maßnahme, die SIE ergriffen haben, ist aber zweifelsohne immer noch die Gehirnwäsche, der immer wieder harmlose Menschen unterzogen werden, die dann anschließend auch die Existenz von Bielefeld propagieren. Immer wieder verschwinden Menschen, gerade solche, die sich öffentlich zu ihren Bielefeld zweifeln bekannt haben, nur um dann nach einiger Zeit wieder aufzutauchen und zu behaupten, sie seien in Bielefeld gewesen. Womöglich wurden einige Opfer sogar mit Telenosestrahlen behandelt. Diesen armen Menschen konnten wir bisher nicht helfen. Wir haben allerdings inzwischen einen Verdacht, wo diese Gehirnwäsche durchgeführt wird: Im sogenannten Bielefeld-Zentrum, wobei SIE sogar die Kaltblütigkeit besitzen, den Weg zu diesem Ort des Schreckens von der Autobahn aus mit großen Schildern auszuschildern. Wir sind sprachlos, welchen Einfluß SIE haben.


    Inzwischen sind - wohl auch durch mehrere Berichte in den wenigen nicht von IHNEN kontrollierten Medien - mehr und mehr Leute wachsamer geworden und machen uns auf weitere Aspekte der Verschwörung aufmerksam. So berichtet zum Beispiel Holger Blaschka:
    "Auch der DFB ist in diesen gewaltigen Skandal verwickelt, spielt in der ersten Liga doch ein Verein, den SIE Arminia Bielefeld getauft haben, der innert 2 Jahren aus dem Nichts der Amateur-Regionen im bezahlten Fußball auftauchte und jetzt im Begriff ist, sich zu IHRER besten Waffe gegen all die Zweifler zu entwickeln. Den Gästefans wird vorgetäuscht mit ihren Bussen nach Bielefeld zu kommen, wo sie von IHNEN abgefangen werden, um direkt ins Stadion geleitet zu werden. Es besteht keine Chance sich die Stadt näher anzuschauen, und auch die Illusion des Heimpublikums wird durch eine größere Menge an bezahlten Statisten aufrechterhalten. Selbst ehemalige Top-Spieler, die Ihren Leistungszenit bei weitem überschritten haben, werden zu diesem Zweck von IHNEN mißbraucht. Mit genialen Manövern, u.a. vorgetäuschten Faustschlägen und Aufständen gegen das Präsidium eines baldigen Drittligisten wurde von langer Hand die wohl aufwendigste Täuschung aller Zeiten inszeniert. Es gibt noch mehr Beweise: Das sich im Rohbau befindende Stadion, das gefälschte und verpanschte Bier und nicht zuletzt die Tatsache, daß dieser Verein nur einen Sponsor hat. SIE, getarnt als Modefirma Gerry Weber."


    Was steckt dahinter? 
    Dies ist die Frage, auf die wir auch nach jahrelangen Untersuchungen immer noch keine befriedigende Antwort geben können. Allerdings gibt es einige Indizien, die auf bestimmte Gruppierungen hinweisen:


    Es könnte eine Gruppe um den Sternenbruder und Weltenlehrer Ashtar Sheran dahinterstecken, die an der Stelle, an der Bielefeld liegen soll, ihre Landung vorbereiten, die - einschlägiger Fachliteratur zufolge - kurz bevorsteht. Zu dieser Gruppe sollen auch Elvis und Kurt Cobain gehören, die beide - vom schwedischen Geheimdienst gedeckt - noch am Leben sind.



    Der MOSSAD in Zusammenarbeit mit dem OMEGA-Sektor planen an dieser Stelle die Errichtung eines geheimen Forschungslabors, weil sich genau an diesem Ort zwei noch nicht dokumentierte Ley-Linien kreuzen. Dort könnte auch der Jahrtausende alte Tunnel nach Amerika und Australien (via Atlantis) seinen Eingang haben. Wichtige Mitwisser, namentlich Uwe Barschel und Olof Palme, wurden von den mit dem MOSSAD zusammenarbeitenden Geheimdiensten, darunter der Stasi und der weniger bekannten 'Foundation', frühzeitig ausgeschaltet.




    An der Stelle liegt die Höhle eines der schlafenden Drachen aus dem Vierten Zeitalter, die auf das Erwachen der Magie am 24. Dezember 2011 (siehe hierzu den Maya-Kalender) warten. Beschützt wird diese Stelle von den Rittern des Ordenskreuzes AAORRAC, die sich inzwischen mit der Herstellung von programmiertem Wasser beschäftigen - nach einen Rezept, das sie unter brutaler Folter von Ann Johnson bekommen haben. Diese hatte es bekanntlich von hohen Lichtwesen aus dem All erhalten, um die Menschheit vor außerirdischen Implantaten bis Stufe 3 zu schützen.


    Was können wir tun?


    Zum einen können wir alle an den Bundestag, das Europaparlament und die UNO schreiben, um endlich zu erreichen, daß SIE nicht mehr von den Politikern gedeckt werden. Da aber zu befürchten ist, daß SIE die Politik - so wie auch das organisierte Verbrechen und die großen Weltreligionen - unter Kontrolle haben, sind die Erfolgschancen dieses Weges doch eher zweifelhaft.



    Eine weitere Möglichkeit besteht darin, daß sich alle Bielefeld zweifler treffen und gemeinsam durch transzendentale Meditation (TM) soviel positive Ausstrahlung erzeugen, daß der Schwindel auffliegt. Eine ähnliche Vorgehensweise hat in Washington, D.C. für eine Senkung der Verbrechensrate um über 20% gesorgt. Besonders effektiv ist dies im Zusammenwirken mit Hopi-Kerzen im Ohr und Yogischem Schweben.



    Ab und zu nimmt in einer der eigentlich von IHNEN kontrollierten Zeitungen ein Redakteur allen Mut zusammen und riskiert es, in einer der Ausgaben zumindest andeutungsweise auf die Verschwörung hinzuweisen. So wurde in der FAZ Bielefeld als "Die Mutter aller Un-Städte" bezeichnet, und die taz überschrieb einen Artikel mit "Das Bermuda-Dreieck bei Bielefeld". Auf Nachfrage bekommt man dann natürlich zu hören, das habe man alles ganz anders gemeint, bei der taz hieß es sogar, es hätte in Wirklichkeit "Bitterfeld" heissen sollen, aber für einen kurzen Moment wurden die Leser darauf aufmerksam gemacht, daß mit Bielefeld etwas nicht stimmt. An dem Mut dieser Redakteure, über deren weiteres Schicksal uns leider nichts bekannt ist, sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen.



    Das, was wir alle aber für uns im kleinen tun können, ist folgendes: Kümmert euch um die bedauernswerten Opfer der Gehirnwäsche, umsorgt sie, macht ihnen behutsam klar, daß sie einer Fehlinformation unterliegen. Und, bekennt euch alle immer offen, damit SIE merken, daß wir uns nicht länger täuschen lassen:


    Bielefeld gibt es nicht!!!

  • Man beachte z.B. die Internet-Präsenz http://www.arminia-bielefeld.de von einem Bundesligaverein aus einer Stadt, die es nicht gibt.


    Und was ist mit http://www.handballecke.de/dsc4ever/ ???
    Auch hierbei handelt es sich um ein Forum von Leuten, die behaupten, in Bielefeld zu wohnen oder zumindest dort in ein Stadion namens ALM zu gehen. Eine ALM in Ostwestfalen? Völlig undenkbar! Und überhaupt, wieso versteckt sich diese Website hinter einer Handball-Domäne? Nein, nein, da kann etwas nicht stimmen!


    DSC4ever, bekennen Sie sich endlich! Geben Sie zu, daß Sie zu IHNEN gehören!!


    @4SUBSTANCE
    Ich hoffe, Du weißt, was Du tust. Das Lesen kommt quasi einer Gehirnwäsche gleich. Da wird Dir auch kein indisches Blut helfen. Da hilft höchstens 50 Gramm geriebenes Elfenbein, portionsweise zu drei Mittagsmahlzeiten hintereinander geschluckt.

  • Ich glaub ja auch langsam, dass es diese Stadt gar nicht gibt. Tja, schade eigentlich...


    ABER LIEBER LASS ICH MICH EINER GEHIRNWÄSCHE UNTERZIEHEN UND MIR DIESE SCHÖNE STADT VORGAUKELN, ALS IN SOLCHEN "RICHTIGEN" STÄDTEN WIE DORTMUND ODER GELSENKIRCHEN ZU WOHNEN!!! DAS wäre mir RICHTIG peinlich :lol:


    Kennt doch den Film Matrix?


    BIELEFELD = die Welt, wie wir sie uns wünschen
    DORTMUND = die brutale und häßliche Wahrheit


    *LOL*


  • aber echt. brutal und hässlich sind die jungs :D

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