
Ich bin Jahrgang 1963 und mein erstes Spiel auf der Alm war ein feiner 2:0 Sieg gegen Duisburg am 25.3.1972. Ein Freund meines Vaters hatte fünf Kinder eingesammelt und mit uns Sitzplätze auf der Holztribüne eingenommen. Meine Freude über die Tore von Jendrossek und Braun in der 2. Halbzeit war groß und eine unergründliche Macht namens "Chefankläger Kindermann" schien wichtig zu sein, jedenfalls redeten die Erwachsenen drumherum immer davon. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass der Freund meines Vaters die - durch den Bundesligaskandal überreichlich vorhandenen - Dauerkarten in seinem Umfeld eingesammelt hat, um wenigstens den Kindern einen schönen Nachmittag zu bereiten: Günter, ich danke Dir!
Im Kontext von "Relegation" (lat. relegatio "Fortschickung, Verbannung, Verweisung") habe ich später wiederum den Eindruck gewonnen, dass eine unergründliche Macht eine wichtige Rolle spielt auf der Alm, vielleicht heißt sie ja "Chefankläger Kindermann".
Oder es besteht gar eine diffuse persönliche Beziehung zu den Vorgängen jener Skandalzeit: Jahre später erfuhr ich, dass meine Tante, tätig als Sekretärin bei der "Baufinanz", von ihrem Chef Rupert Schreiner beauftragt wurde, mit einem recht dicken Umschlag zur Autobahnauffahrt bei Hillegossen zu fahren. Ein Herr würde vorbeikommen und nach ihm fragen. Sie solle ihm den Umschlag übergeben... "Sehr ungewöhnlich", meinte sie damals und fühlte sich sichtlich unbehaglich. Die Redlichkeit meiner Tante steht außer jeder Frage.